Zeit mit der Familie verbringen, das ist doch der Grund, warum wir überhaupt Väter geworden sind oder? Aber in der Realität sieht es oft so aus, dass wir das kaum in dem Maß schaffen, wie wir gerne wollen. Und darum geht es in diesem Artikel. Du erfährst, wie Du mehr Zeit mit der Familie verbringen kannst. Es geht aber über die üblichen Zeitmanagement-Tipps hinaus. Denn was mindestens genauso wichtig ist und oft übersehen wird, ist Deine Einstellung.
Hast Du genug Zeit für die Familie?
Jedes Jahr zu Silvester nehmen sich Millionen von Männern vor, mehr Zeit für die Familie zu haben. Ein Indiz dafür, dass Du nicht alleine bist, falls Du auf meine Eingangsfrage mit „nein“ antworten würdest.
Es scheint also ein Problem zu sein, was gerade Männer betrifft und für das noch niemand eine gute Lösung gefunden hat.
Aber warum ist das eigentlich so kompliziert?
In diesem Artikel findest Du praktische Tipps, wie Du mehr Zeit für die Familie hast und das beste daraus machst.
Ich habe nicht genug Zeit mit der Familie
Zunächst einmal möchte ich mit einer Sache aufräumen, die sich gerade unter Vätern, hartnäckig hält. Es ist das Schuldgefühl, dass wir haben, wenn wir nur zwei Stunden am Tag mit den Kindern verbringen können.
Wir fühlen uns mehr wie schmückendes Beiwerk anstatt als Teil der Familie. Wir sehnen uns nach den Kindern und befürchten sie könnten uns nicht wahr- oder ernst nehmen.
Linktipp: Was Väter wissen müssen – die eine Sache (4 Väter berichten)
Ein Teil der Wahrheit ist, dass dieses Problem hauptsächlich in unseren Köpfen existiert und weniger in denen unserer Kinder. Der andere Teil der Wahrheit ist, dass es gar nicht viel Zeit bedarf, ein guter Vater zu sein.
Viel Zeit ist keine Garantie, dass Du irgendetwas besser machen würdest. Es gibt Väter, die sind viel und häufig zu Hause, beachten dabei die Kinder aber deutlich weniger und weniger intensiv. Die Tatsache, dass Du zu wenig Zeit für Deine Kinder hast und diesen Umstand wahrnimmst, sorgt dafür, dass Du die Zeit nutzt. Du möchtest aus den wenigen Stunden das Maximum herausholen und bist in der Zeit, voll für Deine Kinder da.
So verschaffst Du Dir mehr Zeit mit der Familie
Schau Dir Deine „normale“ Woche einmal an. Du wirst feststellen, dass es 1-2 große Zeitblöcke gibt, die den Großteil Deines Tages ausfüllen. Der größte Block wird wahrscheinlich der Block „Arbeit“ sein.
Lass uns damit anfangen und schauen, was wir hier machen können. Einer Umfrage zufolge sind 67% der Väter bereit, beruflich etwas kürzer zu treten, um mehr Zeit für die Familie zu haben. Dabei geht es gar nicht so weit, dass es um Teilzeit geht. 20% weniger würde schon reichen. Also einen Tag in der Woche weniger arbeiten.
Clevere Arbeitszeiteinteilung
Das ist sicher ein guter Ansatz und wenn das für Dich und Deinen Chef klappt, ist das eine tolle Lösung. Doch nicht immer lässt sich so etwas umsetzen. Finanziell kommt diese Lösung mit Einbußen einher und nicht jeder Chef wir applaudieren, wenn Du als Vollzeitkraft einen Tag in der Woche fehlst.
Arbeitszeit muss nicht notwendigerweise reduziert werden, damit Du Zeit für die Familie freischaufeln kannst. Oft genügt es schon, wenn Du mit Deiner Arbeitszeit etwas flexibler umgehen kannst. Vielleicht kannst Du früher anfangen und bist dann pünktlicher als sonst zu Hause. Oder Du arbeitest in „Sprints“. Also eine Woche lang 9 Stunden arbeiten und dann die darauf folgende Woche nur 7. Es gibt viele Möglichkeiten, die Du gemeinsam mit Deinem Chef austüfteln kannst.
Zeit mit der Familie auf Deinen Tag verteilen
Sollte sich an Deiner Arbeitszeit nicht rütteln lassen, ist das kein Grund zu verzagen. In diesem Fall gilt es die richtigen Zeitfenster zu finden, in denen Du Zeit für die Familie einbaust. Wer sagt denn, dass dies immer erst nach Feierabend passieren kann?
Als die Kinder noch im Kindergarten waren, habe ich sie morgens vor der Arbeit dort hingefahren. Es waren zwar nur ein paar Minuten, doch wir haben uns sehr angeregt unterhalten und uns von unserem Tag erzählt. Mit dem Beginn der Schulzeit hat sich die Situation verändert und mit ihr auch unser „Ritual“. Jetzt sitzen wir morgens um 6:30 Uhr alle gemeinsam am Frühstückstisch und essen gemeinsam. Wir berichten uns von dem, was an diesem Tag auf uns zukommt.
Der Punkt ist der, dass Du auch bei einem vollen Terminplan immer wieder nach Lücken suchen kannst, in die Du Zeit für die Familie einbaust. Vielleicht kannst Du die Mittagspause zu Hause verbringen oder Du fährst auf dem Weg zu einem Termin kurz zu Hause vorbei. Mache Dich von dem Gedanken frei, dass Familienzeit nach Feierabend passiert und sei etwas kreativ.
Freizeit in Sequenzen organisieren
Neben dem großen Block „Arbeit“ gibt es in Deinem Leben noch den großen Block „Freizeit“. Dort findet all das statt, was Dein Leben sonst noch so beinhaltet. Die Familienzeit steht dort im Wettbewerb mit Deinen Hobbys, der Haus- und Gartenarbeit, dem privaten Bürokram und allem, was sonst noch so auf Deiner Liste steht.
Schnell bist Du in einem Hamsterrad drin, dass sich nach der Arbeit lustig weiter dreht und bei dem Deine Familie das Nachsehen hat. Um das zu verhindern, kommt es auf eine gute Planung an.
Für mich hat es sich gelohnt meine Woche nicht nur während der Arbeit genau zu planen, sondern auch meine Freizeit zu strukturieren. Da meine „Freizeitaktivitäten“ sich in ein paar wenige, große Brocken aufteilen lassen, kann ich diese genauer planen. Dadurch bekomme ich einen Überblick was anliegt und wo ich Zeit für die Familie einbauen kann bzw. ob ich meine Prioritäten verändern möchte.
So sieht meine Sequenz aus
Beispielsweise mache ich montags, mittwochs und freitags Sport. Danach werden die Kinder flott ins Bett gebracht und irgendetwas im Büro erledigt. Sei es Ablage, Briefe oder ein Blogpost schreiben. Dienstags und donnerstags sind dann die Abende für die Familie reserviert.
Da ich auch beruflich sehr stark in meinem Kalender lebe, funktioniert das für mich sehr gut. Ich trage Familienzeit und alles was sonst so in meiner Freizeit anliegt, im Kalender ein. Das verhindert auf der einen Seite, dass ich mir zu viel vornehme. Auf der anderen Seite hilft es mir mich auf das, was ich tue, zu konzentrieren und nicht darüber nachzudenken, wann ich all die Dinge in meinem Leben machen werde.
So bereitest Du Dich auf Deine Zeit mit der Familie richtig vor
Da Du nun Deinen Tagesablauf so eingerichtet hast, dass Du mehr Zeit für die Familie hast, geht es darum das Beste aus dieser Zeit zu machen. Bevor Du aber zu Hause ankommst und dort Zeit mit den Kindern und Deiner Frau verbringst, gibt es noch einen ganz wichtigen Zwischenschritt.
Vielleicht kennst Du das ja, dass zu zwar zu Hause angekommen bist, Dein Kopf aber immer noch im Büro steckt. Glaub mir, davon hast weder Du noch Deine Familie etwas. Deshalb ist es wichtig, Dich auf Deine Zeit zu Hause vorzubereiten. Wenn Du zu einem wichtigen, beruflichen Termin aufbrichst, bereitest Du Dich vorher ja auch ordentlich vor, oder?
Den richtigen Übergang finden
Um Dich auf Deine Freizeit vorzubereiten, ist es wichtig den Arbeitstag hinter Dir zu lassen. Beende ihn mit einem Ritual, beispielsweise Deinen Schreibtisch aufzuräumen und Deine To-do-Liste für den nächsten Tag zu schreiben. So weiß Dein Unterbewusstsein, dass die Arbeit heute gemacht ist und belästigt Dich weniger mit Gedanken rund um die Arbeit.
Der Heimweg, egal wie lang oder kurz, eignet sich prima um Dich auf die bevorstehende Zeit mit Deiner Familie vorzubereiten. Du kannst Musik oder einen Podcast hören und Dich so auf andere Gedanken bringen. Oder Du nutzt die Zeit für ein Telefonat mit Deinen Freunden. Etwas, dass für mich super funktioniert ist, die letzten 10-15 Minuten einfach gar nichts zu machen. Ich schalte das Radio aus, telefoniere nicht und lasse einfach nur meine Gedanken kreisen.
Wie Du die Zeit mit Deiner Familie nutzt
Da Du jetzt den Kopf frei für die Zeit mit Deiner Familie hast, geht es darum diese Zeit optimal zu nutzen. Doch was ist denn optimal?
Gerade wenn Du sonst wenig Zeit für die Familie hast, möchtest Du möglichst tolle Dinge unternehmen. Mit tollen Unternehmungen glaubst Du sie für die Zeit, die Ihr gemeinsam nicht hattet, entschädigen zu können. Das setzt Dich unter Druck besonders tolle Dinge zu machen und frustriert Dich, wenn es dann doch nicht so klappt wie Du gedacht hast.
Das Ding ist, dass es Deiner Familie egal ist, was Ihr gemeinsam unternehmt oder tut, solange Ihr es gemeinsam macht. Die einfachsten Dinge sind die besten. Schaut Euch einen Film an, lies Deinen Kindern etwas vor, spielt ein Gesellschaftsspiel oder unterhaltet Euch einfach.
Viel wichtiger als das „Was“ ist immer das „Wie“. Wenn Du bei der Sache bist und Deinen Kindern Deine volle Aufmerksamkeit schenkst, ist das besser als ein Feuerwerk an Unternehmungen, bei denen Du noch mit dem Kopf im letzten Meeting steckst.
Vergiss Dich nicht
Wir haben schon viel durchgekaut. Wir haben uns angesehen, wie Du mehr Zeit für die Familie aus Deinem Alltag herausholen kannst, wie Du Dich auf diese Zeit vorbereitest und was Du mit dieser Zeit anfängst. Das allerwichtigste haben wir bisher aber komplett außen vor gelassen – Dich.
Ja, es ist wichtig Zeit mit Deiner Familie zu verbringen. Es ist aber noch wichtiger, dass Du Zeit für Dich hast. Das klingt egoistisch und ziemlich widersprüchlich zu dem, was wir eigentlich erreichen wollen. Ist es aber gar nicht, ganz im Gegenteil.
An Dich zu denken ist das Gegenteil von egoistisch
Du kannst nur dann ein liebender, aufmerksamer Vater und Ehemann sein, wenn Du selbst glücklich und zufrieden bist. Wenn Du Woche für Woche Deine eigenen Interessen und Bedürfnisse zurückstellst, wirst Du das nicht lange durchhalten können. Dann wirst Du auch mit der besten Vorbereitung auf Deine Zeit mit Deiner Familie, nicht der Vater sein, der Du gerne wärst.
Achte deshalb auf das was Dir wichtig ist. Brauchst Du Sport, plane Dir ein oder zwei Tage ein, in denen Du Sport machst. Brauchst Du Abwechslung, triff Dich einmal im Monat mit Deinen Freunden auf ein Bier. Denk wirklich an Dich und sorge dafür, dass Du nicht zu kurz kommst. Deine Familie wird davon profitieren.
Und jetzt?
Mehr Zeit für die Familie zu haben ist immer toll. Es sollte Dich aber nicht davon abhalten ein guter Vater und Ehemann zu sein, wenn Du eben etwas weniger Zeit hast.
Es gibt vieles, dass Du tun und ändern kannst, um Deine Zeit für die Familie zu maximieren und dann aus dieser Zeit das Beste zu machen.
Falls Dir dieser Artikel gefallen und ein bisschen geholfen hat, teile ihn mit einem Deiner Freunde, der gerne auch mehr Zeit für seine Familie hätte.
Danke für Deinen Kommentar, Björn.
Du hast schon Recht. Wenn Du es mit den „privaten“ Terminen übertreibst kann das in Stress ausarten.
Mein Problem – vielleicht findest Du Dich ja darin auch wieder – ist dass ich es zu kleinteilig geplant habe und/oder mir zu viel vornehme.
Daher plane ich nicht mehr ganz so detailliert sondern. Ich habe es mir angewöhnt nur noch echte Termine im Kalender einzutragen und den Rest der Zeit mit „Platzhaltern“ zu versehen. Diese Platzhalter sind meine Fokusgebiete. Beispielsweise Familie ist ein solcher Platzhalter der mich dann davon abhält in der Zeit einen Blogartikel zu schreiben.
So bekommst Du das beste aus beiden Welten und reibst Dich nicht an privaten Terminen auf, die Du vielleicht nicht einhältst…
Hallo Andreas,
auch wenn es spät ist hoffe ich dass ich deinen Beitrag richtig verstanden habe und nichts überlesen habe 🙂 Generell klingt alles sehr vernünftig was Du vorschlägst.
Ich gehe es ähnlich an wie Du wobei ich für mich entdeckt habe dass ein zu gut durchgeplanter Tag auch mit Stress verbunden sein kann.
Selbst wenn ich mir Puffer lasse kann es schnell passieren dass durch Verzögerungen das Gefühl entsteht „Ich schaffe es nicht“. Selbst in der Freizeitplanung ist ein Termin, auch als Leitfaden, etwas verbindliches für mich.
Geht es dir dabei ggf. ähnlich oder kannst Du strikt zwischen familiärer Terminierung und beruflicher Terminierung trennen? Damit meine ich machst Du dir weniger Stress wenn bei familiärer Terminierung etwas dazwischen kommt?
LG
Björn
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