Welche Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen sollte man bei der Erziehung machen? Oder ist das alles überholt und Schnee von gestern? Darum geht es in diesem Artikel. Dabei geht es um meine Sichtweise auf die Gender-Frage und welche Unterschiede ich immer noch gut finde und warum. Aber auch, welche Unterschiede überholt sind.
Ich dachte immer, Kindererziehung hätte das Ziel meinen Kindern beizubringen, wie sie glücklich sind. Wie sie sich und andere unterstützen und dabei respektvoll mit Ihrer Umwelt umgehen.
Mit diesem Ziel haben wir unsere Kinder in den letzten Jahren auch erzogen.
Seit einiger Zeit lese ich regelmäßt von #Gender Hashtags und Blogposts über geschlechtsneutrale Erziehung machen die Runde. Mir wird ein schlechtes Gewissen eingeredet, wenn meine Tochter etwas rosafarbenes trägt oder mein Sohn sich für Autos interessiert.
Als Päarchen Papa frage ich mich, ob ich da all die Jahre auf dem Holzweg war. Habe ich vielleicht etwas übersehen?
Unterstütze ich mit meiner Erziehung eine weiter stereotypische Gesellschaft, die nie aus der Geschlechterfalle herauskommt?
Bei unseren beiden sehe ich täglich den den Unterscheid zwischen Jungen und Mädchen und stehe vor der Herausforderung beiden gleichermaßen gerecht zu werden.
Linktipp: Kindern Werte vermitteln – die Top 5 auf meiner Erziehungs-Bucket Liste
Aber welchen Unterschied bei der Erziehung von Jungen und Mädchen lohnt es sich zu machen? Wie erziehst Du Jungen oder Mädchen richtig?
Warum ich geschlechtsneutrale Erziehung für wenig hilfreich halte
Du könntest jetzt natürlich sagen, meine Kinder werden von mir beide gleich behandelt. Das wäre sicher fair und Du musst Dir später nicht anhören, den einen besser oder anders behandelt zu haben.
Damit tust Du aber niemandem einen Gefallen. Kinder sind so unterschiedlich wie Menschen nun einmal sind und daher ist es ganz besonders wichtig sie individuell zu fördern.
Wichtig für die emotionale Stärke Deines Kindes
Indem Du ganz gezielt auf die Bedürfnisse Deines Kindes eingehst, unterstützt Du seine Entwicklung positiv. Besonders die emotionale und soziale Ebene wird, durch eine Erziehung, die durchaus Unterschiede macht und auf das Geschlecht abgestimmt ist, gestärkt.
Erziehung ist keine Einbahnstraße
Wenn Du denkst, dass Du die Erziehung Deines Kindes maßgeblich bestimmst, weil Du Erziehungsberechtigter auf Deiner Visitenkarte stehen hast, dann täuschst Du Dich.
Der Charakter Deines Kindes aber auch andere Eigenschaften, wie eben das Geschlecht spielen, oft ganz unbewusst, mit eine Rolle und beeinflussen, wie Du Dein Kind erziehst.
Wir wollen schließlich eine Generation von individuellen Menschen großziehen und keine Armee voll gleicher Zombies.
Jungs und Mädchen sind nun einmal unterschiedlich
Das ist auch gut so, denn bei all der Gender Diskussion, kannst Du ja nicht wegwischen, dass Jungs und Mädchen einfach unterschiedlich sind. Das heißt, dass Du gut daran tust Dich gegen diese Parolen abzuschotten und einfach zu akzeptieren, dass Dein Sohn eine andere Art von Erziehung braucht, mit anderen Schwerpunkten, als vielleicht Deine Tochter (oder eine Tochter, falls Du keine hast).
Linktipp: Es ist ok, wenn Dein Kind Fussball spielen möchte
Wo ist eigentlich der Unterschied zwischen Mädchen und Jungen?
Um nun aber bei der Erziehung Deines Kindes wirklich sie einzugehen, ist es wichtig mit ein paar Vorurteilen aufzuräumen. Es gibt ganz viele Dinge, die heute so typisch für Mädchen oder Jungs sind und es lohnt sich hier genauer hinzusehen.
Was ist typisch Jungs?
Was ist das erste, das Dir einfällt wenn Du darüber nachdenkst, wo es Unterschiede zwischen Mädchen und Jungs gibt? Vielleicht, dass Jungs aggressiver sind als Mädchen? Das ist eines der meist genannten Unterschiede.
Wenn Du Dir anschaust wie ein Junge und ein Mädchen spielen, dann fällt schon früh auf, dass es hier Unterschiede gibt. Jungs spielen andere Dinge und vor allem spielen sie Dinge anders.
Wenn Leopold früher mit Spielzeugautos gespielt hat, dann kam immer ein Unfall darin vor. Er hat noch nie einen Unfall gesehen oder miterlebt aber es hat ihm Spaß gemacht Autos gegen einander crashen zu lassen. Hot Wheels (keine Werbung) hat aus dieser Vorliebe ein Millionengeschäft gemacht.
Falls Du gerade schmunzelnd diesen Text liest, weil Du das Verhalten Deines Sohnes wieder erkennst, ist es gut zu wissen dass hier das Hormon Testosteron am Werk ist. Jungs spielen anders als Mädchen, weil sie hormonell anders befeuert werden.
Jungs finden Autos toll. Bleiben wir bei Autos. Neben Spielzeugautos finden Jungs aber auch generell alles mit Rädern, Motoren und Abgasen toll. Egal ob Traktor, Rennwagen oder Jeeps, wenn es einen Motor hat ist Dein Sohn Fan.
Hier behauptet die Wissenschaft, dass Du und ich an diesem Vorurteil maßgeblich Schuldsind. Dass sich Jungs mehr für motorisierte Fahrzeuge interessieren ist angeblich Erziehungssache.
Wir leben ihnen vor, dass die Dinge cool sind. Wir kaufen ihnen Spielzeugautos, Bilderbücher mit Autos und zeigen Ihnen verschiedene Automodelle.
Jungs können besser rechnen als Mädchen. Jungs sind in Mathematik besser als Mädels. Das hat mit dem logischen Verständnis und dem einfacheren Begreifen des Zahlenraumes zu tun – so die landläufige Meinung. Die Wissenschaft sieht das anders.
Häufig hat es vielmehr mit der Förderung durch die Eltern zu tun. Es ist eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Wir glauben, dass Jungs in Mathe besser sind, trauen ihnen daher mehr zu und geben ihnen schon früh Aufgaben, die das logische Denkvermögen herausfordern und gleichzeitig schulen.
Ein Teufelskreis.

Was ist typisch Mädchen
Eines der typischen Vorurteile bei Mädchen ist die Entwicklung. Vielleicht hast Du schon einmal gehört oder vielleicht sogar gelesen, dass sich Mädchen schneller entwickeln als Jungs? Hintergrund für dieses Gerücht sind zwei Dinge:
- die Konzentrationsfähigkeit von Mädchen
- wir Eltern (schon wieder).
Es ist so, dass Mädchen eine Antenne für Sprache haben. Sie haben eine bessere Auffassung was alles sprachliche angeht und können sich länger konzentrieren.
Diese Kombination führt dazu, dass Deine Tochter etwas früher mit Dir spricht und dazu auch mehr Lust hat, weil sie sich eben länger konzentrieren kann. Der Umkehrschluss dazu ist, dass wir Eltern uns länger und intensiver mit unseren Töchtern beschäftigen und dadurch eine schnellere Entwicklung – gerade im sprachlichen Bereich – unterstützen.
Das zweite, große Vorurteil ist das Mädchen gerne mit Puppen spielen. Und das ist vielfach auch gar kein Vorurteil, denn Mädchen spielen gerne mit Puppen.
Doch auch hier lohnt sich ein zweiter Blick und die Frage, warum ist das so?
Linktipp: Die 40 überstrapaziertesten Eltern-Sätze (bei uns)
Genau wie bei den Jungs das Spielverhalten früh durch Hormone beeinflusst ist, spielen auch bei Mädchen die Hormone eine Rolle. Sie sorgen dafür, dass Mädchen gerne Spiele wie Vater-Mutter-Kind spielen, um sich um etwas zu kümmern.
Wenn Du überlegst, was Du Deiner Tochter schenkst, dann bist Du – davon beeinflusst – eher geneigt ihr etwas in dieser Richtung zu schenken. Beispielsweise ein Teddy oder eine Puppe.
Die wenigsten Papas kommen auf die Idee, für die Tochter einen Bagger oder ein Spielzeugautos zu kaufen, obwohl Deine Tochter damit bestimmt auch spielen würde.
Das dritte, große Klischee ist, dass Mädchen ängstlicher sind als Jungs. Wenn Du jetzt auch nickst und denkst, dass das fest in der DNA verwurzelt ist, weil die Männer schon immer auf die Jagd gingen und Gefahren ausgesetzt waren, bist Du leider auf dem Holzweg.
An der Ängstlichkeit von Mädchen sind einzig und allein wir Eltern Schuld. Studien haben herausgefunden, dass wir dazu tendieren, Mädchen übermäßig zu behüten.
Als Papa fühle ich mich ertappt. Ich will zwar nicht sagen, dass ich meinen Sohn nicht auch vor allem schlechten bewahren möchte. Bei meiner Tochter hat das aber noch einmal eine andere Qualität.
Wenn Sie sich weh tut oder irgendetwas passiert – reagiere ich anders als wenn mein Sohn etwas hat.
Ich kann nicht erklären warum das so ist. Den Studien zufolge sorgt das bei Mädchen aber dazu, dass sie schneller Angst bekommen und sich weniger trauen.

Den Unterschied zwischen Jungen und Mädchen auch in der Erziehung einbauen
Jetzt kennst Du also die größten Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen und weißt vor allem, wo die richtigen Unterschiede liegen und welche wir den Kinder anerziehen.
Dieses Wissen kannst Du für die Erziehung Deiner Kinder nutzen, damit Du sie optimal förderst.
Erziehungsideen für Jungs
Um bei Deinem Sohn das hormonbedingte, aggressivere Verhalten mildern zu können ist es besonders wichtig ihn möglichst wenig Aggression auszusetzen.
Körperliche Strafen sollten heute aus dem Erziehungsrepertoire der meisten Eltern verbannt worden sein, doch auch die Androhung von Konsequenzen oder scharfe Worte sind eine Form von Aggression.
Jungs machen oft nicht viele Worte und daher beschäftigst Du Dich als Vater auch anders mit ihm. Statt zu sprechen, tut ihr eher Dinge. Das ist auch gut so, treibt aber einen weiteren Teufelskreis an, an dessen Ende Dein Sohn seine sprachlichen Fähigkeiten langsamer entwickelt, als es ein Mädchen tun würde.
Linktipp: Benehmen ja, Dressur nein. Der Kinder Knigge für das 21. Jahrhundert
Nimm Dir daher besonders viel Zeit, um Dich mit Deinem Sohn auch sprachlich zu beschäftigen. Lies ihm etwas vor oder unterhaltet Euch einfach.
Es muss nicht immer das Auto oder der Bagger sein. Wenn Dein Sohn sich für Puppen interessiert, warum ihm nicht auch eine Puppe oder einen Teddy schenken?
Das gibt ihm unterschiedliche Reize und er kann ausprobieren was ihm gefällt.
Vielleicht ziehst Du bei diesen Zeilen etwas die Augenbrauen hoch, aber es ist überhaupt nicht schlimm, wenn Jungs auch mal Mädchensachen machen. Es ist auch kein Anzeichen für irgendetwas, wenn Dein Sohn Kleider aus dem Schrank Deiner Frau holt oder sich mal schminkt.
Erziehungsideen für Mädchen
Kinder brauchen feste Grenzen und Regeln, an denen sie sich orientieren können. Das gibt ihnen Klarheit und Sicherheit. Mehr musst Du gar nicht tun.
Vertraue auf Deine Tochter, dass sie weiß wie sie sich im Rahmen dieser Regeln verhält. Das verhindert ein Überbehüten und macht sie gar nicht erst ängstlich.
Dass Mädchen mit logischem Denken und Zahlen ein Problem haben, muss kein Vorurteil sein, dass für Deine Tochter gilt. Fordere sie in dem Du ihr immer mal wieder kleine Rechnenaufgaben und Fragen stellst, die ihr logisches Denkvermögen fordern.
Es muss auch nicht immer alles hübsch sein. Damit Du nicht den nächsten YouTube Fashion Bloggerin großziehst, leg nicht so viel wert auf das Aussehen.
Wir haben da Anfangs auch einiges falsch gemacht und immer darauf geachtet, dass alles chic ist, was Florentine trägt. Das hat die Konsequenz, dass wir nun täglich mit ihr mehrfach minutenlang vor dem Kleiderschank stehen, um das Outfit für den nächsten Tag auszuwählen.
Praktisch, sauber – also die Anforderungen an die Garderobe von Jungs, ist meistens auch gut genug für Deine Tochter.
Und jetzt?
Diese ganze Gender Diskussion wird mich nicht davon abbringen, meine Kinder so zu erziehen, wie ich es möchte. Denn ich finde, dass ihr Geschlecht zur Identität meiner Kinder dazu gehört.
Linktipp: Wie sieht die Welt unserer Kinder aus? Können wir sie richtig darauf vorbereiten?
Was ich gelernt habe ist, dass es richtige Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen gibt und diese möchte ich feiern. Sie gehören zu meinen Kindern.
Es gibt aber auch gemachte Unterschiede. Das sind all die Dinge, die wir bei der Erziehung unseren Kindern anerziehen. Auf diese achte ich mehr und versuche sie gar nicht erst aufkommen zu lassen.
Hast Du weitere Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen, die ich hier nicht aufgelistet habe? Dann poste doch einen Kommentar.