Bin ich ein guter Vater? Frag doch einfach Deine Kinder

Grundschul-Phase Beziehung zu Deinem Kind
von Andreas

„Bin ich ein guter Vater?“ – diese Frage stellen wir uns alle irgendwann. Und darum geht es in diesem Artikel. Du erfährst, wie ich mir diese Frage beantwortet habe, um Klarheit für meinen weiteren Weg zu bekommen. Ich führe Dich Schritt für Schritt durch meinen Prozess. Außerdem erfährst Du, was Du mit dieser Einsicht machen kannst.

Die Frage „… bin ich ein guter Vater…“ ist wichtig und kein Zeichen von Selbstzweifel.

Vater zu sein hat ein bisschen etwas von einer Wanderung durch einen Urwald. Ohne Karte versteht sich.

Du hast ein grobes Ziel vor Augen. Weißt ungefähr wie das aussieht, wo Du hin möchtest. Du hast aber überhaupt keine Ahnung, wie Du dorthin kommst.

Erst neulich habe ich über meine Rolle als Vater nachgedacht. Ich arbeite ziemlich viel und auch wenn ich alles versuche möglichst viel zu Hause zu sein, verbringe ich längst nicht so viel Zeit mit den Kids, wie ich möchte.

Ich denke, ich bin ein liebender Vater, der für seine Kinder da ist (auch wenn ich unterwegs bin) und zu dem sie immer kommen können. Aber sehen sie das genau so? Wissen sie, dass wie sehr ich sie liebe? Wie würden sie mich als Vater bewerten? 

Ich bin nicht perfekt. Ich lasse mich ablenken – von meinem Telefon, vom Fernseher oder werde unter Zeitdruck hektisch, weil alles zu lange dauert. Nehmen sie mir das übel?

Es gibt tausend Dinge, die ich täglich tue und von denen ich nicht weiß, ob es richtig ist oder wie meine Kinder darüber denken. Das ist dieser Marsch durch den Urwald ohne Karte.

vater bewertung - Vater sein wie ein Lauf durch den Dschungel - kinder haben die karte

Und was ist, wenn ich komplett in die falsche Richtung unterwegs bin? Wenn ich mich statt meinem Ziel nähere, mich immer weiter davon entferne?

Wie baue ich eine starke Beziehung zu meinem Kind auf?

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Linktipp: Lebensziele als Vater – warum und wie Du sie formulierst

Mich hat diese Ungewissheit lange beschäftigt und ich habe mir gedacht, es muss doch eine Möglichkeit geben, wie ich als Vater besser verstehen kann, ob ich auf dem richtigen Weg bin.

Dann hat mein Kollege gekündigt.

Das war das Beste, was mir in dieser Situation passieren konnte. Nicht falsch verstehen, ich bedauere zutiefst und ich werde ihn wirklich vermissen.

Er hat mich aber auf die Idee gebracht, die mein Problem löst.

In seiner letzten Woche bei uns bekam ich eine Mail. Darin war ein Link zu einer Umfrage-Website enthalten.

In 20 multiple Choice Fragen wurde ich gebeten meine Zusammenarbeit mit ihm zu bewerten. Wie ist seine Teamfähigkeit auf einer Skala von 1 bis 10? Wie gut kann er kommunizieren, etc.

Das ist die Lösung. Eine Bewertung meiner Kinder für mich als Papa.

Bin ich ein guter Vater – frag die, die es wissen müssen

Es ist schon erstaunlich warum ich da nicht viel früher drauf gekommen bin. Wenn Du wissen möchtest, wie jemand mit Dir zufrieden ist, frag einfach.

Doch das ist einfacher gesagt als getan, denn Kinder sind gar nicht so einfache Gesprächspartner. Nicht selten habe ich beim Esstisch auf die Frage, wie es in der Schule war, nicht mehr als ein allumfassendes „gut“ bekommen.

Jetzt geht es aber um eine möglichst fundierte Aussage darüber, wie ich als Vater bin. Das muss ordentlich geplant werden.

Ich habe also all mein Marketing- und „Mitarbeiterführungs-Feedbackgesprächstrainings-Psycho-Wissen“ zusammengerauft und mir einen Feedback Prozess mit meinen Kindern überlegt.

lass dich von deinen kindern bewerten

Eine schriftliche Bewertung über Dich als Vater

Als Erstes ging es darum zu überlegen, wie eine solche Bewertung aussehen sollte. Ich habe mich recht schnell dazu entschieden es schriftlich zu machen.

Zum einen, weil es psychologisch erwiesen ist, dass in einer schriftlichen Bewertung durchdachtere Antworten herauskommen, als in einer Interviewsituation.

Außerdem kenne ich meine Kinder und das Gespräch wäre ganz schnell auf andere Themen wie die neuesten Fidget Spinner Videos auf YouTube abgedriftet.

Offene Fragen

Das „Medium“ war also schnell klar. Ebenso wie die Art und Weise der Fragestellung.

Ich war auf der Suche nach einer Stimmung. Ich wollte erfahren, wie die Kinder mich als Vater wahrnehmen. Daher war es klar, dass es offene Fragen sein mussten und keine Multiple-Choice Fragen.

Die Kraft der 3

Ich wollte erfahren was das erste, zweite und dritte ist, was Ihnen einfällt. Einen möglichst tiefen Einblick in die Wahrnehmung meiner Kinder bekommen. Daher habe ich überlegt wie ich mehr als nur einen Punkt herausbekomme.

Linktipp: Die 5 effektivsten Feedback-Fragen

Die Zahl 3 ist eine psychologisch magische Zahl. Von Geburt an sind wir auf diese Zahl fixiert und finden alles gut was 3 Optionen hat oder aus 3 Teilen besteht.

Warum das so ist, darauf hat die Psychologie noch keine definitive Antwort. Aber es funktioniert. Daher habe ich mich entschieden 3 Punkte abzufragen.

Also 3 Punkte die sie gut finden und 3 Punkte, die sie nicht so gut finden.

Getrennte Befragung

Jetzt wird es wissenschaftlich. Natürlich wollte ich vermeiden, dass die beiden sich gegenseitig beeinflussen oder gar voneinander abschreiben. Daher haben sie die Umfrage getrennt voneinander machen lassen.

Keine Angst, wenn Du jetzt das Bild von mir im weißen Kittel vor Augen hast, der hinter den Kindern in Gummizellen steht und die ordnungsgemäße Ausführung der Befragung überwacht, dann liegst Du falsch.

Ich habe einen Zeitpunkt abgepasst, in dem jeder für sich in seinem Zimmer gespielt hat und habe sie kurz gebeten meine Bewertung auszufüllen.

Die Ergebnisse gemeinsam besprechen 

Jetzt war der spannende Moment gekommen. Beide haben mir Ihre Zettel in die Hand gedrückt und ich wurde richtig nervös. Diese beiden Blätter, die ich da in der Hand hielt, waren meine Zeugnisse.

Was wenn mir nicht gefällt was dort steht?

Egal, jetzt war der Moment der Wahrheit gekommen. Auch die Kinder haben gemerkt, dass das ein spezieller Zeitpunkt war. Daher haben wir über die Antworten detailliert gesprochen.

ergebnisse besprechen

Den Zusammenhang verstehen 

Mir war es nicht nur wichtig was dort geschrieben wurde, sondern auch das Warum. Kinder schreiben natürlich nicht eine reflektierte Selbstwahrnehmung, sondern notieren, dass sie nicht mögen. Zum Beispiel, dass Du so viel weg bist.

In dem Gespräch habe ich versucht herauszufinden, was sie meinen: ist es die Abwesenheit tagsüber, wenn ich im Büro bin? Sind es die Erledigungen, am Wochenende?

Im Gespräch kam heraus, dass besonders die Geschäftsreisen, auf denen ich über Nacht weg bin, den Kindern zu schaffen machen.

Ich habe versucht in diesem Gespräch tiefer zu gehen, um zu erfahren, was daran besonders blöd ist und warum. Ich war total überrascht, wie tief ich mit ein paar gezielten Nachfragen an den Kern des Problems herangekommen bin.

Auf zum Einzelgespräch

Wie die eigentliche Befragung habe ich auch das Gespräch mit beiden alleine geführt.

Linktipp: 3 einfache Tipps für bessere Gespräche mit Deinem Kind

Auf der einen Seite dachte ich mir, einige notierte Dinge möchten die beiden vielleicht nicht vor einander erzählen. Ich hatte mir überlegt, dass ich wahrscheinlich bessere Antworten auf meine Fragen bekomme, wenn wir das alleine besprechen.

Negative und positive Dinge besprechen

Ich habe bewusst nach drei positiven und drei negativen Dingen gefragt. Ich möchte meine Kinder zu positiv denkenden Menschen erziehen. Hinzu kam meine Hoffnung, dass ich durchaus Dinge richtig mache und erfahren wollte, welche das sind.

Wenn ich etwas Negatives sehe, habe ich die Tendenz, das diese das Positive überstrahlen. Das war auch hier so und daher habe ich in dem Gespräch komischerweise zuerst die negativen Dinge besprochen.

Ich habe das zum Glück während meines Gespräches bemerkt und bewusst ebenso viel Zeit auf die positiven Aussagen verwendet.

Das war für mich der erste Aha-Effekt. Nicht nur, weil positives Feedback immer gerne genommen wird, sondern auch weil es sehr schön deutlich macht, was den Kindern wichtig ist.

Aus der Bewertung die richtigen Maßnahmen ableiten 

Da ich die Befragung mit der klaren Absicht gemacht habe, daraus etwas für mich als Vater zu lernen, habe ich die „Maßnahmenplanung“ gleich in unser Gespräch mit eingebaut.

So wollte ich sicherstellen, dass meine Lösungen nicht nur in meinen Augen funktionieren. Sie sollen schließlich, sondern da ankommen, wo sie hingehören – bei den Kindern.

Checke was Du ändern kannst

Wie zu erwarten kamen Punkte, die ich nicht ändern kann. Das beide zum Beispiel nicht mögen, wenn ich auf Geschäftsreise bin.

Das kann ich nicht ändern, weil es ein Teil meines Berufes ist. Da ich aber durch die Besprechung wusste, warum sie das nicht mögen, konnte ich auf die darunter liegenden Ängste und Sorgen eingehen.

Ich habe Ihnen erklärt, was ich tue, wenn ich unterwegs bin, warum das wichtig ist und wie wir uns trotzdem sehen können.

Mögliche Veränderungen besprechen

Die Kinder in den Lösungsprozess einzubinden war für mich wichtig, um sicherzustellen, dass es auch tatsächlich eine Lösung für sie darstellt. Es ging aber noch um eine andere Sache. Ich wollte eine Absprache machen, an die wir uns beide halten.

So haben wir beispielsweise besprochen, dass ich meine Arbeiten am Blog auf die Zeit lege, in der die beiden schon schlafen, um mehr Zeit für einander zu haben.

Das ist ein Versprechen, dass ich ihnen gegeben habe. Wir haben uns aber auch darauf geeinigt, dass sie mich an unsere Abmachung erinnern, wenn Sie merken, dass ich vielleicht doch mal am Handy die E-Mails checke oder eine Textnachricht schreibe.

Dich daran halten

Das Wichtigste aus dieser Übung kommt aber erst nach der Übung. Jetzt geht es darum, mich an das zu halten, was ich zugesagt und besprochen habe.

Mir ging es nicht darum, einen Stimmungstest zu machen oder nach Bestätigung zu suchen. Ich wollte tatsächlich wissen, was ich anders, besser machen kann.

Ich möchte eine offene Feedback-Kultur in unserer Familie fördern und dafür finde ich es wichtig den Kindern eine Stimme zu geben und diese auch konsequent ernst zu nehmen.

Unterschätze Deine Kinder nicht

Ich bin mir sicher, der eine oder andere Leser dieses Blogartikels wird sich an den Kopf fassen und denken, was das für ein Mumpitz ist.

Ein großer Fehler ist es, Kinder zu unterschätzen. Sie wissen genau was sie wollen und haben sehr feine Antennen für Ihre eigenen Gefühle.

Im Gegenteil – ich glaube sogar fest daran, dass wir von Ihnen darüber etwas lernen können, wie wir mit den eigenen Empfindungen und Gefühlen umgehen.

Hol Dir Deine Karte durch den Dschungel

Wenn Du auch manchmal das Gefühlt hast, so ein kleiner Wegweiser könnte Dir guttun, kann ich Dir eine solche Befragung nur wärmstens empfehlen.

Die Antworten geben Dir sehr schnell zu verstehen, was Du richtig und was Du falsch machst. Diese Antworten sind eine ideale Basis für ein wirklich sehr offenes und erstaunlich tiefes Gespräch mit Deinem Kind.

Das alles hilft Dir aber nur, wenn Du gewillt bist das Feedback wirklich anzunehmen und Deinem Kind zu zeigen, dass es gehört und verstanden wird.

Mit den Antworten und den Abmachungen, die wir gemeinsam getroffen haben, fühle ich, mich auf einmal ganz anders. Die Ungewissheit ist ein Stück weit weg.

Ich habe vieles bestätigt bekommen, von dem ich hoffte es kommt positiv an. Für alle anderen Punkte habe ich jetzt einen Plan, an dem ich arbeiten kann.

Feedback als orientierung

Und jetzt?

Wenn Du diese Klarheit auch für Dich haben möchtest, dann nutze doch ein paar ruhige Minuten am Wochenende, um eine ganz ähnliche Umfrage zu machen.

Ich würde mich sehr über Dein Feedback freuen, ob und wie die Befragung bei Dir geklappt hat. Freue mich über Deinen Kommentar.

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