Wie kommt es zum Burnout bei Kindern?

Grundschul-Phase Erziehung richtig hinbekommen
von Gastautor

Was sagt es über unsere Zeit aus, wenn unsere Kinder an ihre Grenzen stoßen? Burnout bei Kindern ist leider längst traurige Realität geworden, doch kaum jemand spricht darüber. Das wollen wir mit diesem Artikel ändern. Du erfährst, wie sich Burnout bei Kindern bemerkbar macht und was was Du tun kannst, wenn Dein Kind betroffen ist.

Woran denkst Du wenn Du an Burnout denkst?

An den gestressten Manager mit der 80 Stunden Woche der an seinem Smartphone festgewachsen ist?

Oder an Dein Kind?

Fakt ist: jedes fünfte Kind in Deutschland leidet unter Stress. Da ist der Burnout gar nicht weit. In diesem Gastartikel von Melanie geht es darum was Burnout ist und warum Kindern ausbrennen. Du erfährst wie Du rausfindest ob Dein Kind betroffen ist und wie Du gegensteuern kannst.

Hier kommt Melanie:

Ach Du meine Güte. Kinder und Burnout? Das sollte es doch eigentlich gar nicht geben, oder?

Schon oft habe ich den Begriff gehört und wollte mich nun auch mal damit beschäftigen. Warum kommt es zu Burnout bei Kindern? Was genau sind die Ursachen und was kannst Du, ich oder wir alle dagegen machen?

Wie bekomme ich das mit der Erziehung richtig hin?

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Um überhaupt zu verstehen, worum es hier genau geht, möchte ich kurz darauf eingehen, was Burnout in der Theorie ist: es ist ein Ungleichgewicht zwischen Anforderungen und persönlichen Ressourcen. Wenn die Balance aus dem Ruder gerät, kann ein Kind sich überfordert fühlen. Kommt es zu keinem Ausgleich, kann die Folge Burnout sein.

Was sind Symptome von Burnout bei Kindern?

Leistungseinbrüche in der Schule, Konzentrationsprobleme, Apathie, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, Traurigkeit und Depressivität.

Was heisst das denn nun?

Es bedeutet, wenn Kinder mit Aktivitäten, Playdates, Nachhilfestunden, Hausaufgaben etc pp überladen werden und ihre persönlichen Kapazitäten für diese Überlastung nicht ausreichen, dann kommt es zum Burnout.

Viele Eltern glauben vielleicht, dass sie ihrem Kind etwas Gutes tun mit all den teuren Nachmittagsbeschäftigungen. Das tun sie im Grunde ja auch. Nur kann es halt auch zuviel des Guten sein, wie wir so schön in Norddeutschland sagen.

Burnout wird aber nicht nur durch einen zu straffen vorgegeben Zeitplan verursacht.

Es kann auch Druck von Aussen sein, der auf Kinder einwirkt. Durch Medien etc weiss längst jedes Kind, dass es keinen Uni oder Ausbildungsplatz findet, wenn es keinen guten Abschluss macht.

Durch unser Bild der Gesellschaft wird ein gewisser Druck aufgebaut, der auch auf unsere Kinder übertragen wird.

 

Was sagt es über uns als Gesellschaft, wenn jedes 5. Kind bereits an #BurnOut leidet? #KritikamDienstag #PapaBlog #papaonline

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Linktipp: Leistungsdruck in der Schule – haben wir das Maß verloren?

Was kann ich tun, damit das meinem Kind nicht widerfährt? Stelle Dir folgende Fragen:

Bist du gelassen oder eher gereizt? Wie sieht dein Alltag aus?

Kinder sind sehr feinfühlig, wenn es um die Gefühlslage ihrer Bezugspersonen geht. Bist Du gestresst oder dauerverplant, hat das auch Konsequenzen für Dein Kind. Vergiss nie, dass Du das größte Vorbild für Dein Kind bist.

Wie verplant ist Dein Kind?

Ist Dein Kind jeden Tag mit einer anderen Aktivität ausgebucht? Es gibt Kinder, die haben keinen einzigen „freien“ Nachmittag. Das kann zum Beispiel so aussehen: Montag: Spanisch lernen, Dienstag: Klavierunterricht, Mittwoch: Ballett, Donnerstag: Fußball, Freitag: Schauspiel.

Die Frage ist, wer hat diese Aktivitäten festgelegt? Hatte das Kind Mitspracherecht? Es ist wichtig, dass Kinder über den außerschulischen Plan mitbestimmen können. Dies zeigt ihnen, dass sie gehört werden und es gibt ihnen die Chance sich auf die Aktivitäten zu freuen, die sie sich selbst ausgesucht haben. Das bedeutet nicht, dass Eltern alle Entscheidungen aus der Hand geben sollen. Wie so oft im Leben, geht es um ein gesundes Gleichgewicht.

Wie viel Freiraum hat Dein Kind zum spielen?

Spielen ist so unglaublich wichtig für Kinder. Beim Spiel verarbeiten sie Alltagssituationen und finden ihre Identität. Beim spielen bauen sie Stress ab.

Wie oft macht Dein Kind Sport?

Bewegung ist ausschlaggebend für die motorische Entwicklung. Hier trainieren Kinder ihr Reaktionsvermögen, den Gleichgewichtssinn und die Bewegungskoordination. Kinder die täglich Sport treiben sind konzentrierter und haben eine größere Lernbereitschaft.

Wenn Dein Kind also Symptome der Burnouts zeigt solltest Du über die zuvor gestellten Fragen nachdenken, denn diese haben einen entscheidenen Einfluss auf die psychische Gesundheit deines Kindes.

Was kannst Du tun wenn Du das Gefühl hast das Dein Kind von Burnout betroffen oder gefährdet ist?

Im Akutfall solltest Du einen Arzt aufsuchen.

Für alle anderen habe ich folgende Vorschläge:

Sei ein Vorbild

Auch wenn Dein Job stressig ist, versuche durch Zeitmanagement und ein gesundes Verständnis von Work Life Balance gutes Vorbild zu sein. Wenn Du dies schaffst, dann strahlst Du diese Ruhe auch auf Deine Kinder aus. Höre Dir Folge 6 im Papa-Online Podcast an. Hier geht es um das Thema: „So verschaffe ich mir mehr Zeit für meine Familie“.

Glänze durch kleine Gesten

Wenn Du tatsächlich dauerverplant bist, zeige Deinen Kindern trotzdem durch kleine Gesten, dass sie Dir wichtig sind. Bringe sie z.B. einen Morgen in die Schule, wenn es in den Zeitplan passt oder hole sie auch mal ab. Wenn gar nichts geht, dann reicht auch ein kurzer Anruf zwischendurch oder vor dem Schlafengehen. Wichtig ist, dass sie durch kleine Gesten daran erinnert werden das Du Dich um sie sorgst.

Stelle Deinen Zeitplan um

Versuche Deinen Zeitplan und den Deiner Kinder nicht zu überladen. Geh durch Deinen Kalendar und überlege, welche Termine wirklich notwendig sind und wo Du Dir mehr Zeit für die Familie schaffen kannst.

Beziehe die Kinder bei Planungen mit ein. Denn wenn sie selbst über Aktivitäten entschieden haben, dann werden sie diese nicht als Belastung sehen, sondern sich darauf freuen.

Finde eine Balance zwischen Spiel und Spass Aktivitäten, sowie den Aufgaben die erledigt werden müssen. Ein Tipp: wenn die Kinder aus der Schule kommen, dann frage sie welche Hausaufgaben zu erledigen sind, finde den Gemütszustand des Kindes heraus und vereinbare, wann ihr was an diesem Nachmittag erledigt. Meine persönliche Erfahrung ist, dass dies besser funktioniert, als einem steifen Plan zu folgen. Natürlich müssen die Kinder sich an die Absprachen halten! Aber wenn Du aber erstmal eine Routine gefunden hast, dann klappt das.

Ein Wort zum Abschluss..

Ich persönlich denke, dass das allgemeine Burnout Syndrom, sei es bei Kindern oder Erwachsenen, ein Resultat unserer neuen Gesellschaft ist. Eine Gesellschaft, die immer mehr will, aber in weniger Zeit. Eine Gesellschaft, die nach Profit strebt, aber den kleinen Moment übersieht. Eine Gesellschaft die einfach mehr will, aber weniger bekommt, weil sie bei schnellem Tempo an all dem vorbeisaust was auf der Strecke liegt.

Ich denke, dass Burnout bei Kindern vielleicht keine Krankheit, aber mehr eine Mangelerscheinung ist. Mangel an Zeit, Mangel an Liebe, Mangel die kleinen Dinge des Lebens zu geniessen.

Zu viele Ängste mit denen sich Erwachsene befassen, werden auf Kinder übertragen.

Aber wenn wir alle mal wieder versuchen die Welt mit Kinderaugen zu sehen und uns ab und zu einen Moment für sie nehmen, dann können wir viel erreichen!

Und jetzt

Auch Kinder können gestresst und ihrem Alltag nicht mehr gewachsen sein. Die steigenden Anforderungen in der Schule sind ein Grund, oft spielt der Freizeitstress eine ebenso große Rolle. Hier dürfen wir uns als Eltern an die eigenen Nase fassen: ”Wollen wir zu viel für unsere Kinder”

Um zu schauen wie gefährdet Dein Kind, schreibe Dir auf wie eine typische Woche für Dein Kind aussieht. Anschließend hinterfrage gerne auch kritisch ob sie wirklich noch genug Zeit fürs Kind sein und spielen hat.

Vielleicht kann es auch Sinn machen in einer ruhigen Minute mal mit Deinem Kind zu besprechen, ob es all die Dinge wirklich machen möchte.

Hast Du noch Fragen oder Anmerkungen für Melanie? Schreib uns einen Kommentar.

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Über Melanie

Melanie Tadsen

„Ich bin Mel vom Blog EverywhereMel.com. Ich komme ursprünglich aus einem kleinen Ort in Nordfriesland, den ich aber vor langer Zeit verlassen habe, um als Au Pair, Backpacker und Animateur die Welt zu entdecken. Ich habe in den USA, Australien und ein paar anderen Ländern gelebt, bis ich mich entschieden habe, mich in London als Nanny nieder zu lassen.

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    2 Kommentare
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    9 Jahre zuvor
    Antworte  Marc

    Danke Marc – das Buch werde ich mir mal ansehen.

    Gast
    9 Jahre zuvor

    Vielen Dank für den Text.

    Ich habe kürzlich ein Buch gelesen und rezensiert, das sich mit diesem Thema beschäftigt. Es geht um die sogenannten Burn-Out Kids:

    http://www.ostwestf4le.de/2015/04/06/rezension-burnout-kids-michael-schulte-markwort/

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