Qualitätszeit mit Kindern vs. normale Familienzeit (das Ende des Mythos)

Grundschul-Phase Beziehung zu Deinem Kind
von Andreas

Wie viel Familienzeit sollte sein? Darum geht es in diesem Artikel. Du hast 936 Wochenenden mit Deinem Kind, bis es 18 Jahre alt ist. Und darum ist der Mythos Qualitätszeit genau das – ein Mythos. Zudem noch ein irreführender, mit dem wir heute aufräumen wollen. 

Kennst Du das? Du bist Vater und gleichzeitig berufstätig. Du hast den Anspruch für Dein Kind da zu sein. Und jetzt, da Du „Verantwortung“ für einen weiteren Menschen hast, kniest Du Dich in Deinen Job rein.

Irgendwann merkst Du, dass die Zeit knapp wird. Du wolltest Dir das irgendwie anders. Dachtest, Du hättest mehr Zeit für Dein Kind. Ein schlechtes Gewissen kommt in Dir auf. Aber zum Glück gibt es ja zwei Arten von Zeit, die Du mit Deinem Kind verbringst. Die normale Familienzeit und die Qualitätszeit.

Und Qualitätszeit ist natürlich viel besser. Sagt der Name schon. Einmal Qualitätszeit ist so viel wert wie zweimal Familienzeit – oder so ähnlich.

Schon ist das schlechte Gewissen weg.

Ist das ein bekannter Gedankengang?

Woher kommt die Idee, Qualitätszeit wäre was anderes, besseres als Familienzeit

Um das zu beantworten, lass uns schauen was „Qualitätszeit“ heißt.

Landläufig beschreibt „Qualitätszeit“ die Idee einer begrenzen aber hochwertigen Zeit fürs Kind.

Quelle 

Wie baue ich eine starke Beziehung zu meinem Kind auf?

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Ins 21. Jahrhundert haben wir diesen Begriff importiert. Die Grundidee stammt aus unserer Kindheit.

Experten versuchten damals unseren gestressten Eltern zu vermitteln, dass es nicht schlimm sei, wenn sie nicht viel Zeit mit uns verbringen. Es komme nicht darauf an wie viel Zeit sie mit uns verbringen. Es ginge darum, was sie aus dieser Zeit machen.

Selbstverständlich steckt ein ganzer Industriezweig dahinter.

Die Spielzeug- und Unterhaltungsindustrie springen auf diesen Zug. Sie erleichtern unsere Eltern um Geld für Spielzeug und gemeinsame Erlebnisse. Qualität hat ihren Preis – selbst wenn es um Zeit geht.

Die Flanke aus den 90er Jahren nehmen wir heute gerne mit der Brust und spielen sie. Sie passt wunderbar zum heutigen Effizienzgedanken.

Wir müssen alle mehr, schneller und besser machen.

Da passt es gut, dass wir den Zeitverlust mit ein paar strategisch geplanten Intensiv Einheiten kompensieren. So erreichen wir eine maximal hochwertige Beziehung zu unserem Kind mit minimalem Zeitaufwand.

Und da sage noch einer, das Min-Max Prinzip wäre eine Domäne der Betriebswirtschaft.

Warum der Hype um Qualitätszeit ein Mythos ist – ein gefährlicher

Der Wunsch, dass so etwas funktioniert, entsteht nicht aus schlechten Absichten. Du versuchst nicht gezielt, die Zeit mit Deinem Kind so gering wie möglich anzusetzen.

Im Gegenteil. Die Idee ist verlockend, weil Du die beste Version eines Papas für Dein Kind sein möchtest.

Und darum ist es wichtig zu erfahren, dass die Idee von: Qualitätszeit > Familienzeit falsch ist.

Das, das mehr als eine Behauptung ist, erkläre ich Dir jetzt.

Es funktioniert nicht

Fangen wir damit an, dass es nicht funktioniert.

Dass es nicht zu funktionieren scheint, kann ich aus den Analytics meiner Website ableiten. Jeden Monat kommen tausende von Männern auf meine Seite. Sie suchen Hilfe bei dem Thema, dass Ihre Kinder mit allem zu Mama wollen.

Linktipp: Mama-Kinder: Was Du als Papa tun kannst, wenn nur Mama zählt

Würde die Idee der Qualitätszeit funktionieren, gäbe es solche Suchen nicht.

Vollzeitpapas schaffen es ohne“ Qualitätszeit“

Das zweite Indiz sind die Vollzeitväter.

In Interviews mit Vollzeitpapas höre ich von einer umgedrehten Welt.

Hier berichten die Männer, wie Rüdiger, mit dem ich im Rahmen einer Podcastfolge darüber sprechen konnte. Bei ihm zu Hause spielt er die erste Geige. Ganz egal was seine Kinder haben, sie wollen zu Papa.

Linktipp: Trauen wir Väter uns zu wenig zu? Interview mit Rüdiger Dreier

Da Vollzeitpapas den Großteil des Tages mit dem Kind verbringen, sind sie der erste Ansprechpartner für alles.

Ist doch die Menge der Zeit entscheidender für die Beziehung zum Kind?

Beispiel: Urlaub

Das dritte und letzte Indiz in meiner Beweisaufnahme, sind meine Erfahrungen.

Ich nehme für mich in Anspruch, meinen Alltag gut auszubalancieren.

Es gibt aber Zeiten im Jahr, da merke ich eine Veränderung in der Beziehung zu meinen Kindern. Kannst Du Dir denken wann?

Im Urlaub.

Die zwei bis drei Wochen im Jahr sind nicht nur Erholung vom Job. Sie bringen mich auf eine andere Ebene mit den Kindern. Es fällt mir nicht leicht Beispiele herauszupicken.

Es ist die Art, wie sich unsere Beziehung verändert. Wie sie mich wahrnehmen. Wie ich mehr zu Anlaufstelle für Themen werde, die sonst eher bei Mama platziert wurden.

Vielleicht weißt Du, aus eigenen Erlebnissen, wovon ich spreche und was ich meine.

Revolutionäre Einsicht, oder?

Leider nein. Wir wissen es seit Jahren. Im Jahr 2009 wurde in dem Memorandum „Familie leben“ folgendes formuliert.

„Zeitwohlstand gehört zu den grundlegenden Voraussetzungen, um ein funktionierendes Familienleben führen zu können“.

Quelle

Qualitätszeit ist nicht besser als „einfache“ Familienzeit – was mache ich jetzt?

Ein klassischer Dad Spruch lautet “Einsicht ist der erste Weg zur Besserung“.

Ich finde es wichtig, sich über diese Tatsache klar zu werden. Nicht diesem schnell gesagten und gerne geglaubten Mythos zu verfallen.

Es gibt keine Abkürzung zu einer guten Beziehung, keinen Hack oder Trick den Du kennen musst.

Das mag eine schwierige aber wichtige Einsicht sein. Diese Einsicht hat auch ihre guten Seiten.

Vielleicht gehörst Du zu den Papas, die sich wahnsinnig viele Gedanken gemacht haben. Gedanken darüber, wie sie die Qualitätszeit mit der Familie verbringen. Was sie unternehmen, um aus der wenigen Zeit das maximale herauszuholen.

Befeuert von Ratgebern im Internet die predigen, zu Qualitätszeit würde das gemeinsame Essen, Einkaufen oder fernsehen nicht gehören.

Die gute Nachricht ist – dass diese alltäglichen Sachen zählen und gleichermaßen wichtig sind. Es geht nicht darum, wie Du Zeit mit Deinem Kind verbringst. Es geht darum, das Du viel Zeit mit Deinem Kind verbringst.

Und ist das logisch, oder?

Denk an Deine besten Freunde – aus Deiner Jugend. Ihr habt jede freie Minute miteinander verbracht, ohne wahnsinnig großartige Dinge zu unternehmen. Das Beisammensein, ein wenig Aufmerksamkeit für einander, hat ausgereicht, um einen Bund fürs Leben zu knüpfen.

Es ist nicht schwer und wir wissen intuitiv, wie es geht.Link Aufmerksamkeit

Linktipp: 4 Wege Deinem Kind die Aufmerksamkeit zu schenken, die es braucht

Und jetzt?

Wir haben also einen Gewinner: die Familienzeit.

Der Mythos Qualitätszeit ist ein gefährlicher Etikettenschwindel.

Vielleicht keine schöne aber wichtige Einsicht.

Überleg mal, wie Du das bisher handhabst.

Und falls Du Dich bisher gestresst hast, um möglichst tolle Sachen mit den Kindern zu machen – entspann Dich. Es ist für Eure Beziehung viel wichtiger, dass Du einfach Zeit mit Ihnen verbringst, ganz gleich wie.

Was fängst Du mit dieser Erkenntnis an – poste es in Deinem Kommentar. 👇👇

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