Die Situation als werdender Vater: Ein Gefühlscocktail
Du stehst vor einer völlig neuen Lebenssituation. Von einem Moment auf den anderen trägst Du die Verantwortung für einen kleinen Menschen – die größte Aufgabe Deines Lebens. Und als wäre das nicht schon genug, liegt es jetzt auch an Dir, Deine Partnerin, die werdende Mutter, in der körperlich und emotional turbulentesten Phase ihres Lebens zu unterstützen.
Es ist also absolut verständlich, dass sich in Dir ein Gefühlscocktail aus Freude, Aufregung, aber auch Angst, Unsicherheit und Überforderung zusammenbraut.
Darfst Du als werdender Vater Schwäche zeigen?
Vielleicht fragst Du Dich: „Darf ich jetzt Schwäche zeigen?“ Oder: „Muss ich nicht die starke Schulter für meine Partnerin sein?“ Diese Fragen kennst Du vermutlich nur zu gut, wenn Du gerade erfahren hast, dass Du bald Vater wirst. Du darfst wissen, dass es völlig in Ordnung ist, dass diese neue Situation etwas in Dir auslöst.
Gefährlich wird es nur dann, wenn die Ängste Überhand nehmen und zu emotionaler Erschöpfung führen. Manchmal kann dieser innere Druck so stark werden, dass sich Männer komplett zurückziehen – emotional oder sogar physisch.
Wie Ängste und Unsicherheiten das Verhalten verändern können
Vielleicht hast Du das schon in Deinem Bekanntenkreis beobachtet: Einige werdende Väter reagieren auf diese Belastung, indem sie sich komplett in die Arbeit stürzen oder plötzlich wieder zum „Partylöwen“ werden. Dieses Verhalten ist nicht nur für den Mann selbst belastend, sondern auch für die Partnerschaft und die werdende Mutter.
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Für sie entsteht oft das Gefühl, allein gelassen zu werden – und auch für die Beziehung zum ungeborenen Kind kann es negative Folgen haben. Denn bereits in der frühen Phase der Schwangerschaft wird der Grundstein für die spätere Vater-Kind-Bindung gelegt.
Warum es wichtig ist, Deine Ängste anzugehen
Es ist nicht nur für Dich wichtig, Deine Ängste und Unsicherheiten zu bewältigen, sondern auch für Deine Partnerin und vor allem für Dein Kind. Denn wer möchte schon, dass ein so bedeutender Meilenstein im Leben vor allem von negativen Gefühlen geprägt wird?
Wenn Du Dich aktiv mit Deinen Gefühlen auseinandersetzt, stärkst Du nicht nur Deine eigene psychische Gesundheit, sondern sorgst auch dafür, dass Deine Beziehung diese aufregende Zeit gut übersteht. Denn nach der Geburt fängt das Abenteuer Vatersein erst richtig an – und Deine Familie braucht Dich als stabilen Anker.
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Woher kommen die Ängste und Unsicherheiten?
Ein Großteil dieser Ängste hat gesellschaftliche Ursachen. Viele Männer sind darauf sozialisiert, ihre Emotionen zu unterdrücken und stark zu sein. Das macht es uns oft schwer, unsere eigenen Ängste anzuerkennen und uns mit ihnen auseinanderzusetzen.
Zudem fühlen sich viele werdende Väter schlecht vorbereitet. Die meisten Geburtsvorbereitungskurse und Informationen konzentrieren sich auf die werdenden Mütter. Das lässt uns Männer manchmal orientierungslos zurück.
Und dann fehlt es vielen von uns schlichtweg an Vorbildern. Das Bild des modernen, präsenten Vaters hat sich erst in den letzten Jahren entwickelt, aber noch immer fehlt es an klaren Leitlinien dafür, was es heute bedeutet, ein guter Vater zu sein.
Wie Du als werdender Vater mit Deinen Ängsten umgehen kannst
Der erste Schritt im Umgang mit Deinen Unsicherheiten ist, Dir Deiner Gefühle bewusst zu werden. Achtsamkeit und Selbstreflexion – durch Meditation oder das Führen eines Tagebuchs – können dabei helfen, Deine Ängste zu erkennen und besser zu verarbeiten.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist der offene Austausch mit Deiner Partnerin. Wenn Ihr über Eure jeweiligen Ängste sprecht, lassen sich Missverständnisse vermeiden und Ihr könnt gemeinsam Lösungen finden.
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Austausch mit anderen werdenden Vätern
Der Austausch mit anderen Männern kann unglaublich hilfreich sein. Es gibt spezielle Geburtsvorbereitungskurse für Väter, die auf unsere spezifischen Ängste eingehen. Auch Foren und Gruppen, in denen werdende Väter ihre Erfahrungen teilen, sind eine großartige Unterstützung.
Ein erster Schritt könnte auch mein Minikurs zur Vorbereitung auf die Vaterschaft sein. Er hilft Dir, Dich auf Deine neue Rolle vorzubereiten und einige dieser Themen zu vertiefen.
Literatur und Medien für werdende Väter
Bücher, Blogs und Podcasts sind ebenfalls eine wertvolle Quelle. In vielen Medien teilen Väter ihre Erfahrungen und sprechen offen über ihre Ängste und wie sie diese bewältigt haben. Solche Inhalte können Dir helfen, Deine eigene Situation besser zu verstehen und praktische Tipps zu bekommen.
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Scheue Dich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen
Wenn all das nicht hilft und Deine Ängste Dich weiterhin überwältigen, solltest Du Dich nicht scheuen, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Ein Coaching oder eine Gesprächstherapie kann Dir helfen, Deine Ängste in den Griff zu bekommen und negative Gedanken zu überwinden.
Mach den ersten Schritt: Tausche Dich aus!
Ich möchte mit diesem Artikel den Auftakt machen und Dir einen Raum geben, um Deine Gedanken und Sorgen in den Kommentaren zu teilen. Denn je mehr wir über dieses Thema sprechen, desto mehr Männer werden sich trauen, offen mit ihren Ängsten umzugehen. Und das hilft nicht nur Dir, sondern auch vielen anderen Vätern, die genau in dieser Situation sind.