Ein Thema, das in vielen Familien heiß diskutiert wird ist: was machen wir mit dem Kindergeld?
Es ist nicht so zu verstehen, als ob die meisten Familien so viel Geld zur Verfügung hätten, dass sie nicht wüssten wohin mit dem Zusatzeinkommen.
Vielmehr geht es bei der Frage darum, was die richtige Verwendung für das Kindergeld ist. Denn hierüber gehen die Meinungen ziemlich weit auseinander.
Es ist eines dieser Themen, dass Du nicht richtig machen kannst.
Gibst Du es aus, hast Du ein schlechtes Gewissen, dass Du die Zukunft Deines Kindes verzockt hast. Sparst Du das Kindergeld, hast Du das schlechte Gewissen, dass Du Deinem Kind etwas vorenthältst.
Ich muss ganz ehrlich gestehen, ich habe mir darüber nie viel Gedanken gemacht. Für mich war das Kindergeld eine willkommene Einnahmequelle, die uns in so manchen Monaten gut über die Runden geholfen hat. Doch dann habe ich einen Artikel in der FAZ über Geldanlage gelesen und besonders die folgende Grafik, hat mich ins Grübeln gebracht:
Nehme ich dadurch, dass ich das Kindergeld ausgebe anstatt zu sparen, meinen Kindern die Chance auf frühe, finanzielle Unabhängigkeit?
Wahrscheinlich bin ich mit solchen Fragen und Überlegungen nicht allein. Grund genug darüber einen Blogartikel zu schreiben, um das Thema zu entpacken.
Wofür ist das Kindergeld eigentlich da?
Fangen wir mit der zentralen Frage an: was haben sich die Erfinder des Kindergeldes eigentlich dabei gedacht?
Stattlicher Staatlicher Beitrag zum Haushaltseinkommen
Mit dem Kindergeld leistet der Staat seinen Beitrag dazu, die Einkommenssituation von Familien zu verbessern.
Aktuell (Juni 2017) gibt es 184 € pro Kind. Was viele nicht wissen: es besteht die Wahlmöglichkeit zwischen dem Kindergeld und einem erhöhten Kinderfreibetrag. Letzteres eignet sich besonders, wenn Du etwas besser verdienst. Der mögliche Freibetrag liegt bei 7.008 €, die Du steuerlich geltend machen kannst und dadurch deutlich mehr „Kindergeld“ bekommst. Der einzige Nachteil ist, dass es die Auszahlung nur einmal jährlich mit der Steuererstattung gibt.
Entlastung von Familien
Kinder kosten Geld, das hat sich auch bis nach Berlin herumgesprochen. Daher sieht sich der Staat bewogen uns Eltern unter die Arme zu greifen. Nicht ganz uneigennützig versteht sich.
Wer wenn nicht wir kann dieses Land retten und mit geburtenstarken Jahrgängen der Überalterung in Deutschland entgegen zu treten?
Bildung und Erziehung von Kindern
Das Kindergeld bekommst Du nicht „zweckgebunden“, wie es im Beamtensprech so schön heißt. Das bedeutet, Du kannst mit dem Geld machen, was Du möchtest, ohne das Dich jemand kontrolliert oder Vorgaben macht.
Beabsichtigt ist mit dem Geld jedoch schon, dass es in die Erziehung Deines Kindes fließt. Genauer noch: in die Bildung. Idee ist, dass damit Lehrmaterial, pädagogisches Spielzeug und andere Utensilien angeschafft werden sollen, die die Entwicklung Deines Kindes fördern.
Darf ich das Kindergeld ausgeben?
Soweit die Theorie und damit schon einmal eine gute Nachricht. Du darfst das Geld ausgeben und musst kein schlechtes Gewissen haben, wenn es nicht im Sparstrumpf Deines Kindes landet.
Es ist OK das Kindergeld für den Verbrauch einzukalkulieren
Jedes Kind kostet Dich über 128.000 € bis es volljährig ist. Das ist eine konservative Einschätzung. Das heisst über 550 € im Monat. Das sind Lebensmittel, Bekleidung und alles was sonst noch so anfällt. Also deutlich mehr, als Du an Einnahmen durch das Kindergeld hast.
Es ist daher völlig OK, wenn Du die Mehrkosten teilweise durch das Kindergeld auffängst, um nicht jeden Cent dreimal herumdrehen zu müssen.
(Zu wenig) Geld ist eines der häufigsten Streitthemen
Wenn Du mal überlegst, wie viele Streits mit Deiner Frau oder Partnerin irgendetwas mit Geld zu tun hatten, wird es Dich nicht wundern, dass Geld eines der Top 3 Streitthemen ist. Gar nicht selten sind Streit über Geld und finanzielle Probleme ein Grund für Scheidungen.
So weit muss es nicht kommen und schon gar nicht, weil Du Dich irgendwie dazu gezwungen fühlst das Kindergeld zu sparen, statt damit die Löcher in der Haushaltskasse zu stopfen.
Erspart Euch das (entschuldige das Wortspiel) und verbraucht das Kindergeld, wenn Euch das die nötige, finanzielle Entlastung bietet.
Eine Scheidung zerstört in der Regel alle Spareffekte, die Du bis dahin hast aufbauen können.
Lass die Emotionen aus dem Spiel
Oftmals lassen wir uns von Familie und Freunde reinreden. Unsere Meinung und Denkmuster bilden sich durch Dinge, die wir hören und andere tun sehen. Dadurch setzt Du Dich unter Druck und denkst, dass Du nur dann ein guter Vater bist, wenn Du das Kindergeld komplett auf die Seite legst, weil es das „Geld der Kinder“ ist.
Mein Tipp ist das Thema ganz pragmatisch anzugehen. Sieh das Kindergeld als weitere Einnahme an. Du kannst nur dann fundierte Finanzentscheidungen treffen, wenn Du einen sauberen Vergleich zwischen Einnahmen und Ausgaben machen kannst.
Also schaue Dir an, wie hoch Deine Einnahmen sind. Dann nimmst Du die Ausgaben, überprüfst genau wo Du kürzen kannst. Die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben ist dann das, was Du sparen kannst. Für Dich und für Deine Kinder.
Wie kann ich das Kindergeld anlegen?
Wenn Du ganz nüchtern kalkuliert hast, dass Du von dem Kindergeld nicht alles brauchst, um Deine Haushaltskasse aufzupolstern, kannst Du Dir das richtige Investment aussuchen.
Anlage in einen Bausparvertrag
Der Klassiker. Ich weiß noch genau, als ich meinen ersten Job hatte, meinte mein Vater ich müsse unbedingt einen Bausparvertrag abschließen. Naja, ich denke heute gibt es bessere und effektivere Mittel das Geld anzulegen. Bausparpläne bieten kaum noch interessante Renditen, sind aber recht teuer in der jährlichen Verwaltung. Wenn Du über Jahrzehnte zusehen möchtest, wie das Kapital Deiner Kinder anschwillt, lass uns mal weiter schauen.
Anlage in Aktien
Investitionen in Sachwerte wie Aktien sind da schon die bessere Alternative. Aktien steigen im Schnitt immer, wenn Du die richtigen ausgewählt hast. Und genau hier liegt der Hase im Pfeffer.
In einzelne Aktien zu investieren ist als Kleinstanleger meist wenig Erfolg versprechend. Zum einen sind die monatlichen Beträge oft gering und die Kosten für den Aktienkauf (Ausgabeaufschlag) und den Aktienbesitz (Depotgebühren) recht hoch. Das heißt, dass die Aktien nicht selten beträchtlich steigen müssen, damit Ihr überhaupt in die Profitzone kommt.
Natürlich kann es gut funktionieren und es gibt sicherlich auch Investmentstrategien auf Aktienbasis, die Erfolge produzieren.
Da es jedoch ein gewisses Verständnis, Glück und viel Arbeit braucht, halte ich persönlich davon nicht viel.
Wenn Du Dich etwas breiter aufstellen und nicht auf Einzelaktien setzen möchtest, hast Du noch die Wahl der Aktienfonds. Auch hier darfst Du berücksichtigen, dass die Kosten für einen Aktienfond oft recht hoch sind und der Kurs auch hier erst einmal ordentlich steigen muss, bis Dein Kind einen Wertzuwachs sieht, der die Verwaltungsgebühren übersteigt.
Anlage in ETF
Die bessere Alternative und daher auch meine Investmentstrategie für uns und die Kinder ist das ETF. ETF steht für „exchange traded funds“ und sind Anteile an Aktien-Indizies. Der Dax ist so ein Beispiel. Der Vorteil ist, dass diese Fonds nicht aktiv von Fond-Managern bearbeitet und gemanagt werden müssen weil sie einfach nur die Zusammensetzung eines beliebigen Index nachbilden.
In 9 von 10 Fällen schlägt ein Index immer das Depot eines Aktionärs mit Einzelaktien. Das heißt also bessere Wertsteigerung bei deutlich geringeren Kosten machen das Investment in ETFs zu einem Turbolader für das Sparkonto Deiner Kids.
Ich möchte Dir an dieser Stelle die Website zendepot von Holger empfehlen. Er bietet Dir sehr viel Wissen über das Investment in ETFs und einen sehr umfangreichen Kurs, der Dir alles beibringt, was Du zu dem Thema wissen solltest.
Kommen wir zurück zu unserer Frage: „Was machen wir mit dem Kindergeld?“.
Die Antwort ist: „Das kommt darauf an!“
Denn nur weil andere dieses oder jenes machen, heißt es nicht, dass es für Euch das Richtige ist. Wofür Du das Kindergeld einsetzen möchtest und kannst hängt von Eurer persönlichen, finanziellen Situation ab.
Daher lautet meine Empfehlung an Dich, dass Du Dich nicht von Deinen Emotionen leiten lassen solltest. Das schlechte Gewissen war noch nie ein guter Ratgeber.
Es ist OK, wenn Du das komplette Kindergeld für Euren täglichen Lebensunterhalt einsetzt.
Wenn Du die Sparquote mit dem Kindergeld anheben möchtest, auch prima. Aber bitte spare nicht blind einfach nur das Kindergeld weg, sondern stelle vorher eine saubere Einnahmen/Ausgaben Analyse an und entscheide auf Basis dieser, was ihr sparen wollten.
Wenn Du Dich entscheidest das Geld anzulegen suche möglichst ertragstarke Investments, die wenig kosten. Das Risiko darfst Du dabei ruhig etwas großzügiger betrachten, da Du das Geld der Kinder mit einem sehr langen Anlagezeitraum investierst.
Und jetzt?
Ich hoffe ich konnte Dir ein paar Denkanstöße und Inspirationen liefern, was Du mit dem Kindergeld machen kannst.
Was machst Du aktuell mit dem Kindergeld? Hinterlasse mir einen Kommentar hier im Blog oder beteilige Dich an unserer Diskussion auf Facebook.
Sehr schöner Artikel.
Ich wusste garnicht das es die Wahl zwischen dem Kindergeld oder einem höherem Kinderfreibetrag gibt.