Es ist Freitag Nachmittag. Du kommst von der Arbeit nach Hause und bist dran mit den Wochenendeinkäufen. Noch 1 Stunde bis der Laden schließt, in dem es diese leckeren italienischen Oliven gibt, die Du für den Besuch Eurer Freunde am Samstag Abend gerne auf den Tisch stellen möchtest.
Die Kinder lieben einkaufen und weil Du diese Woche noch nicht viel Zeit mit Ihnen verbracht hast, wollt Ihr einen gemeinsamen Einkauf machen. Also fängst Du an im Haus nach Ihnen zu suchen und sie zusammen zu trommeln.
Doch irgendwie klappt das nicht so. Die Kinder sind auch schon im Wochenende und erledigen alles im Schneckentempo. Der eine muss noch auf die Toilette, der andere hat Hunger und muss noch schnell eine Kleinigkeit essen. Die Schuhe sind nicht aufzufinden, der Reißverschluss der Jacke klemmt.
Jetzt sind es noch 45 Minuten bis Ladenschluss und Deine Einkaufsliste ist zwei Seiten lang.
Stress.
Endlich im Laden angekommen benehmen sich die Kids wie Hooligans. Sie rennen wild durchs Geschäft, kommen ständig mit irgendwelchen Sachen an, die sie haben wollen. Du schaffst es so gerade noch Deine Einkaufsliste abzuarbeiten und auf die Kasse zuzusteuern, bevor Ihr am Zeitungsstand vorbeikommt. Die neuesten Fußball und Wendy Magazine haben die Kinder sofort taxiert und wollen sie unbedingt haben.
5 € jeweils. Keine Chance.
Damit nimmt das Unheil seinen Lauf. Tränen, Schreikrämpfe und Tumult. Mit zwei lauthals protestierenden Kindern im Schlepptau zahlst Du – 124,75 € – und verlässt das Geschäft.
Geschafft. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Hattest Du schon einmal eine solche Situation?
In diesem Artikel geht es darum, genau das zu vermeiden. In vielen Fällen ist das gar nicht so schwierig, wenn Du weißt wie es geht.
Gründe für Stress und Streit mit Kindern
Wenn Du es genau betrachtest, gibt es zwei Hauptgründe für Streit und Stress mit Kindern:
- Zeitdruck
- Unerwünschtes Verhalten der Kinder
Beides Themen, an denen Du arbeiten kannst, damit es bei Euch zu weniger Streit kommt.
Wie Du Stress vermeiden kannst
“Wer auf den Krieg vorbereitet ist, kann den Frieden am besten wahren.” – George Washington
Es gibt eine Sache, die Du tun kannst um Situationen wie in meiner Einleitung zu vermeiden.
Das Zauberwort heißt: Vorbereitung.
Mit der richtigen Vorbereitung lassen sich stressige Situationen mit Kindern in 9 von 10 Fällen vermeiden oder entschärfen.
Wie Dir die richtige Vorbereitung viel Stress erspart.
Was genau meine ich damit?
Kinder lassen sich nicht dressieren und werden ihre Grenzen ausprobieren. Dazu gehört, dass sie diese auch mal überschreiten. Alles gut und wichtig.
Wenn Du jedoch von vorne herein Deine Kinder auf das vorbereitest, was gleich kommt, dann ist die Chance hoch, dass es gut läuft.
Lass mich Dir ein paar Beispiele zur Verdeutlichung geben.
Stichwort Fernsehen – wenn Du nach einer Stunde Fernsehen hingehst und kommentarlos den Fernseher ausschaltest, ist Stress vorprogrammiert. Hier hilft die richtige Vorbereitung. Bei uns wird vorher ein zeitlicher Rahmen abgesteckt. Entweder geben wir eine Zeit vor oder, was leichter für die Kinder zu verstehen ist, sagen wir welche Sendungen sie schauen dürfen, bevor der Fernseher ausgeschaltet wird.
Wenn wir dann noch 5 Minuten bevor es soweit ist eine Erinnerung hinterher schieben, dass der Fernseher gleich ausgeschaltet werden soll, ist das meistens kein Problem.
Beispiel: Haus verlassen – ein Klassiker, Ihr wollt oder müsst los und die Kinder werden nicht fertig. Wenn Du Stress machst werden sie sogar noch langsamer. Auch hier hilft die richtige Vorbereitung. Beginne rechtzeitig mit der Ankündigung, dass Ihr los wollt. Ideal ist eine halbe Stunde vor Aufbruch. So haben die Kinder noch ausreichend Zeit das zu tun, was sie gerade tun. Gib Ihnen 15, 10 und 5 Minuten vor Aufbruch jeweils noch einmal eine Erinnerung, dass es gleich los geht. Bei uns klappt das prima.
Stichwort: Einkaufen – ein weitere Klassiker. Um die Kinder resistent gegen das Quengelregal im Supermarkt zu machen, gib Ihnen, bevor Ihr losfahrt oder im Auto, ein Briefing: “wir gehen einkaufen. Wir wollen Milch, Brot, Wurst, Käse, Nudeln und Nutella kaufen. Heute kaufen wir keine Spielsachen, Magazine oder Süßigkeiten. Ihr dürft Euch in Ruhe umschauen, wir werden heute davon aber nichts kaufen”.
Wenn Sie dann doch schwach werden, erinnere Sie an Euer Briefing und die Sache ist geklärt.
Stichwort: Essen gehen – im Restaurant kann ein schönes Familienessen mit der richtigen Vorbereitung der Kinder gelingen. Auch hier hilft es, den Kindern im Vorfeld zu erklären was passieren wird.
Erkläre ihnen warum Ihr Essen geht. “Wir wollen einen schönen Abend als Familie mit einander verbringen.”
Wenn Du Ihnen erklärst wie Ihr Euch den Ablauf des Abends vorstellt, was es dort für Kinder zu essen gibt und was die Kinder tun können wenn sie mit dem Essen fertig sind, stehen die Chancen gut, dass der Abend tatsächlich so abläuft.
Mit der richtigen Vorbereitung, kannst Du Dir viel Stress und Streit ersparen. Ich halte das für eine sehr wirksame Methode, die wir häufiger anwenden dürfen.
Ich habe Dir ein paar Beispiele gegeben, in denen wir mit dieser Methode gut Erfahrungen gemacht haben. Sie lässt sich aber auch in vielen anderen Situationen sinnvoll einsetzen.
Natürlich klappt es nicht immer, Kinder sind auch Menschen und keine Maschinen, bei denen Du die richtigen Knöpfe drücken musst, um sie zum laufen zu bringen. Es klappt aber sehr oft.
Und jetzt?
Probiere es bei der nächsten Gelegenheit selbst einmal aus.
Bereite Deine Kinder auf das, was Du mit Ihnen vorhast, vor. Male dabei die idealste Situation aus, die Du Dir nur wünschen kannst und schaue was passiert.
Lesetipp – Wenn Du Tipps für allgemeine Stressbewältung suchst, hat Robert auf frisches Denken ein paar gute Tipps für Dich: 13 Power-Tipps zur schnellen Stressbewältigung
Ich bin auf Dein Feedback gespannt und freue mich, wenn Du Deine Erfahrungen als Kommentar postest.
Hallo. Interessant, dass auch Mal ein Vater über alltägliche Probleme mit Kindern schreibt und seine Tipps mitteilt.
Ehrlich gesagt, kann ich da nur die Augen verdrehen: als zwei wichtige Punkte werden Zeitdruck und unerwünschtes Verhalten der Kinder genannt, die laut Tipps mit der Superwaffe „Vorbereitung“ gut zu bewerkstelligen sind..
Es wäre eine gute Vorbereitung, wenn der Mann eher von der Arbeit käme oder sogar nicht Vollzeit arbeitet (auch 32 oder 35 Wochenstunden sind Teilzeit-modelle). Dann hat er nämlich weniger Stress und der Laden länger geöffnet. Er könnte auch in dem Beispiel schon morgens vor der Arbeit die Einkaufsliste mitnehmen oder sie sich in der Mittagspause übers Telefon schicken lassen. So kann er gleich nach der Arbeit ohne Kinder einkaufen fahren und während dann nach der Rückkehr die Partnerin den Einkauf wegsortiert, in Ruhe mit den Kindern spielen.
Wenn man mit Kindern im Alter von 2-6 Jahren Zeit verbringen will, weil man sie so wenig gesehen hat, sollte man diese Zeit meiner Ansicht nach eher zum spielen und erzählen als zum Erledigen des Alltags nutzen. Es kann auch -um beim Einkaufsbeispiel zu bleiben – für die Partnerin entlastend sein, wenn der Mann die Kinder zu Hause bespaßt (ich meine nicht vor den Fernseher setzen und selbst in Ruhe mit dem Handy spielen) und die Partnerin Mal entspannt ohne nörgelnde Kinder einkaufen fahren kann…
In den meisten Fällen entstehen Schwierigkeiten und Konflikte zwischen Eltern und Kindern, weil unterschiedliche Bedürfnisse aufeinander treffen. Auch kleine Kinder haben ihre Charakter und wollen Mal bestimmen, sind müde von Kita oder Schule etc. Leider vergessen wir Erwachsenen das öfter und tragen eher den Anspruch an sie heran, stets harmonisch funktionieren zu sollen. Bei „Ansagen“ oder „bestimmen“ von Eltern zum Fernsehkonsum, zur Schlafenszeit oder zur Kleiderwahl ist ein Konflikt wahrscheinlich. Wichtig wäre es eher, Kompromisse zu finden und zu erklären, warum man als Erwachsener etwas nicht oder eben unbedingt durchsetzen möchte. Das kostet aber Zeit und Nerven und braucht Übung. Kinder sind eben keine Maschinen, wie der Autor selbst feststellt.
Ich bin übrigens eine Mutter, von zwei Kindern im Alter von 2 und 4 Jahren. Und auch wenn es bei uns Müttern häufig so aussieht, als ob wir multi tasking fähig wären und es scheinbar läuft oder besser läuft, als bei den viel arbeitenden Vätern: das täuscht manchmal. Die Routine hilft, aber abends sind die Batterien dafür leer und brauchen auf Dauer mehr Zeit, um sich wieder aufzuladen. Glückliche Kinder sind auch solche, die ihre Mutter voller Energie erleben und genießen. Daher dürfen Väter von mir aus gerne auch Mal das Wohl der Mütter fördern,zb mit einem (gekauften/gekochten) Essen, einer Massage, einem Frühstück/Kaffee ans Bett oder was auch immer..
In diesem Sinn liebe Grüße
Danke, für diesen guten Beitrag. Wir als Eltern machen es genauso, wie du es beschrieben hast und es funktioniert super.
Unsere Familie ? ist mittlerweile zu einer verschworenen Gemeinschaft herangewachsen.
Unsere fast 5 jährige Tochter sah zuletzt im Supermarkt den 2 jährigen Sohn von Bekannten auf dem Boden zwischen den Fluren liegen…. Sie lachte und teilte mir mit, dass das lustig wäre.
Ich habe ihr dann erzählt, dass vor ca 2 Jahren sie selbst in eben diesem Supermarkt auf dem Boden lag.
Allerdings nicht bei den Elektronikartikeln sondern im Bereich der Konserven 😉
Manche Dinge muss man einfach aussitzen und es ist doch schön, wenn man sieht, dass es nicht nur in der eigenen Familie so ist.
Mir hat damals gefallen, dass ein anderer Vater mit seinem (nicht revoltierenden) Kind auf dem Arm an mir vorbei ging und mir aufmunternd zunickte, als wolle er sagen „halte durch!“
So habe auch ich meinem Bekannten zugenickt und kann nur allen sagen „haltet durch, das wird schon!“ 😉
Schön geschrieben und jede Situation kommt einem bekannt vor.
Ich hab es mir abgewöhnt bzw. versuche immer möglichst gelassen zu bleiben. Aber in manchen Situation kann einen schon mal fast der Kragen platzen.
Bei uns ist es beim Einkaufen immer am schlimmsten – aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
Danke Christian. Stimmt, der eigene Stresspegel ist nicht zu verachten. Ordentlich ausgeschlafen und entspannt, prallt einiges an Dir ab.
Die Beispiele sind wirklich gut und die Umsetzungen funktionieren auch zumeist.
Ein wesentlicher Faktor, dass Stress aufkeimt, ist meiner Meinung nach, welches Stresslevel und welchen Gemütszustand die Eltern gerade haben.
Wenn ich gut drauf bin habe ich auch kein Problem wenn ich mit meinen 3 „Monstern“ beim Einkaufen bin und die 2 Großen (1,5 und knapp 5 Jahre) sich durch die Flure jagen, während Nummer 3 in der Babyschale das Quäken anfängt 🙂
Manchmal hilft es einfach nur cool zu bleiben und das Unabänderliche mit Stil zu ertragen….
Letztendlich ist es sicherlich vom Alter der Kinder abhängig. Aber etwas frühzeitig anzukündigen und konsequent umzusetzen hilft sehr!
Danke, Timo
Hey Andreas, wie immer sehr schön beschrieben und ich werde es ausprobieren. Mein Sohn ist zwar erst 1 1/4, aber ich denk das ist ein guter Weg.
Danke!