Du wachst eines Morgens auf und fragst Dich, warum? Warum tue ich was ich tue? Welchen Sinn ergibt es? Typischer Fall von Sinnkrise. In diesem Artikel erfährst Du, warum Du auf einmal diese Fragen hast und wie Du sie für Dich beantworten kannst.
Was soll das eigentlich alles?
Irgendwann kommst Du an einen Punkt, an Du über den Sinn des Lebens nachdenkst. Meistens kommt diese Frage in einem Alter zwischen 30 und 40 Jahren. Du hast ein oder zwei Kinder, einen Job und bist eigentlich ganz zufrieden.
Ich würde noch nicht so weit gehen, dass es eine Midlife-Crisis ist. Vielmehr ist eine solche Sinnkrise ein Realitätscheck, ob Du mit der Art, wie Du Dein Leben lebst, zufrieden bist oder ob es etwas zu ändern gilt.
Vor drei Jahren war es bei mir soweit. Ich stellte mir immer häufiger die Frage, ob ich das Leben lebe, dass ich mir wünsche. Die Frage die mich immer beschäftigte war: „geht das jetzt immer so weiter?“.
Uns ging es wirklich gut. Ich hatte einen Job, der ok war. Wir konnten damit unseren Lebensunterhalt gut finanzieren. Dafür war ich war sehr viel unterwegs. Mehrtägige Aufenthalte im Ausland, lange Arbeitstage. Ich hatte nicht sehr viel von meiner Familie.
Die Zeit die wir zusammen verbrachten war sehr schön, war mir aber zu wenig. Ich hatte das Gefühl viel zu verpassen.
Dennoch fühlte ich mich gefangen. Jetzt einfach beruflich einen Gang zurück schalten, um mehr bei der Familie zu sein funktioniert nicht. Wir wollen unseren Lebensstil nicht verlieren.
Ich war mit meiner Gesamtsituation unzufrieden.
Auslöser der Sinnkrise? Mit Kindern verändern sich die Prioritäten
Wenn Du Dir darüber Gedanken machst, wie Du an den Punkt in Deinem Leben gekommen bist, an dem Du jetzt stehst, stellst Du fest, dass sich vieles in den letzten Jahren verändert hat. Am meisten sicherlich Deine eigenen Prioritäten.
Linktipp: Die eine Frage über das Vatersein, die Du Dir unbedingt stellen musst
Als Teenager und Berufsanfänger willst Du Karriere machen. Gas geben im Job und schnell viel Geld verdienen. Endlich auf eigenen Beinen stehen und weg von zu Hause. Es gibt viele tolle Sachen, die Du gerne haben möchtest.
In diesem Modus operierst Du die nächsten 10-15 Jahre und schaffst dabei einiges. Du stehst auf eigenen Beinen, triffst eine Frau und baust Dir gemeinsam mit ihr etwas auf.
Ihr gründet eine Familie und macht so weiter wie bisher. Doch auf einmal ist irgend etwas anders. Das Leben, dass Du bisher geführt hast, fühlt sich immer weniger richtig an.
Du merkst, dass Dir die Dinge, die Dir sonst so wichtig waren, nicht mehr viel bedeuten. Geld, Karriere, ein schickes Auto, das neueste Technikspielzeug. Dafür fängst Du an Dir über die Beziehungen in Deinem Leben Gedanken zu machen. Verbringe ich genug Zeit mit den Kindern? Wie geht es eigentlich unserer Beziehung? Habe ich Freunde?
Mehr Fragen als Antworten
Wenn Du an einem solchen Punkt in Deinem Leben ankommst, fühlt sich das ziemlich komisch an. Das liegt daran, dass an diesem Punkt mehr Fragen als Antworten auf Dich warten.
Und genau das ist es, was Du brauchst und suchst – Antworten. Ich habe festgestellt, dass es sehr hilfreich ist zu überlegen, welche Ziele Du in Deinem Leben hast.
Welche Ziele habe ich? Die Frage aller Fragen in der Sinnkrise.
Sich über seine Ziele klar zu werden, klingt leichter gesagt als getan. Deshalb möchte ich Dir ein paar Tipps an die Hand geben, wie Du Dir über Deine Ziele Klarheit verschaffen kannst.
Linktipp: Warum Du Dir als Vater Ziele setzen solltest + und wie
Stell Dir vor, Du bist am Flughafen. Nicht morgen oder nächste Woche sondern in 5 Jahren. Du wartest auf Deinen Abflug am Gate und kommst dort mit einem wildfremden Menschen ins Gespräch. Irgendwann im Gespräch fragt er Dich: „Wie geht es Ihnen zurzeit?“
Wie müsste Dein Leben in 5 Jahren aussehen, damit Du diese Frage mit hervorragend beantworten würdest?
Wir stellen uns vor, dass wir dieser fremden Person die Wahrheit sagen werden und nicht einfach nur eine lapidare Antwort geben.
Es ist hilfreich, Dein Leben dafür in verschiedene Bereiche aufzuteilen.
- Wie müsste Dein Berufsleben ausschauen?
- Wie sollte Deine Partnerschaft sein?
- Wie verbringst Du Zeit mit den Kindern?
- Wo lebst Du?
- Welche Hobbies treibst Du?
- Wie geht es Dir gesundheitlich?
- Wie sieht Dein Körper aus?
- Wie viel Geld hast Du zur Verfügung? …
Überlege Dir, was in Deinem Leben eine wichtige Rolle spielt oder spielen sollte, damit Du auf die Frage nach Deinem Befinden vollen Herzen mit „hervorragend“ antwortest.
Sei bei der Beantwortung der Fragen so konkret wie möglich. Nur konkrete und messbare Ziele sind Punkte, an denen Du ankommen kannst.
Bei einem Ziel wie: „ich möchte gerne über mehr Geld verfügen“, ist es sehr schwer zu sagen, ob Du das Ziel erreicht hast. Besser ist es zu sagen, ich möchte 6.000 € im Monat zur Verfügung haben, um meinen Lebenstil zu verbessern und mir ein Polster für die Altervorsorge aufzubauen.
Notiere Dir alle Deine Antworten in Stichpunkten auf einem DIN A4 Blatt. Ich empfehle es Dir dies handschriftlich zu machen. Der Kopf arbeitet anders, wenn Du es niederschreibst anstatt es irgendwo hinein zu tippen.
Wenn Du fertig bist, darf ich Dir gratulieren. Dadurch, dass genau aufgeschrieben hast, wo Du in 5 Jahren sein möchtest, hast Du Deine 5-Jahres-Ziele festgelegt.
Jetzt gilt es, sich auf den Weg dorthin zu machen. Arbeite Dich gedanklich von dem Zielpunkt zurück bis zum heutigen Tag. Überlege Schritt für Schritt, was Du in den kommenden 5 Jahren tun musst um dorthin zu kommen, wo Du hinmöchtest. Das Ziel mag jetzt, im Jahr 0 sehr groß aussehen und das ist gut so.
Nimm dieses große Ziel und mach daraus kleine, machbare Schritte, so dass Du genau weißt, was Du morgen tun kannst, um einen ersten Schritt auf eines Deiner Ziele hinzuarbeiten.
Du möchtest in 5 Jahren einen anderen Arbeitgeber haben? Beginn morgen das Internet nach neuen Firmen zu durchforsten, die Du als interessanten Arbeitgeber auf Deine Liste packst.
Du möchtest in 5 Jahren 85 kg wiegen und wieder in Deine 34er Jeans reinpassen? Fange morgen damit an Deine Ernährung zu tracken und such Dir eine Sportart, die Dir Spaß macht und bei der Du Dich mehr bewegst.
Dieses ungute Gefühl in der Magengegend, diese Sinnkrise, ist ein Zeichen dafür, dass Du Deinen roten Faden aus den Augen verloren hast. In unserem Alltag, in dem wir häufig einfach nur funktionieren, passiert das jedem irgendwann.
Und jetzt?
Nutze Deine Sinnkrise und hol Dir Deinen roten Faden wieder. Klink Dich am kommenden Wochenende mal für 1-2 Stunden aus. Zieh Dich mit Deinem Notizbuch oder Blatt Papier irgendwohin zurück, wo Du Dir ungestört Gedanken machen kannst.
Schreib Deine Situation in 5 Jahren auf, die ideal für Dich ist und dann überleg Dir, wie Du dorthin kommen kannst. Ich verspreche Dir, dass Du überrascht sein wirst wie toll es sich anfühlt einen Plan zu haben. Einen Plan am Ende dessen Du da bist, wo Du hinwillst.
Hallo Andreas,
finde es toll wie einfach und direkt du so komplexe Fragestellungen wie Sinnsuche und Selbstcoaching hier aufgreifst.
Als Papa kommt glaube ich jeder in eine neue Lebensphase, die bisherige Werte in Frage stellen kann.
Ich habe das Glück beides – Familie und Beruf – eng verknüpfen zu können. Aber das ist für andere nicht ganz so leicht zu bewerkstelligen.
Liebe Grüße
Andreas