Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist heute nicht mehr nur für Frauen ein Thema. Auch viele Männer wollen mehr Zeit mit der Familie verbringen ohne auf die Karriere zu verzichten. Geht das? Darum geht es in diesem Artikel. Wir schauen uns an wie Du das anstellen kannst. Welche Vorschläge Du Deinem Chef unterbreiten kannst und woran Du noch denken musst.
In diesem Artikel:
Hättest Du gerne mehr Zeit für Deine Kinder?
Gut.
Hast Du denn schon mit Deinem Chef darüber gesprochen, wie sich Dein Wunsch in die Tat umsetzen lässt?
Für den Fall, dass Du jetzt den Kopf schüttelst – Du bist nicht allein. Die Vorwerk Familienstudie hat herausgefunden, das der Großteil der Männer über mangelnde Vereinbarkeit von Familie und Beruf klagen. Trotzdem geht gerade mal jeder dritte Mann aktiv auf seinen Arbeitgeber zu, um seine Arbeitszeiten zugunsten der Familie anzupassen.
Also lass uns mal schauen, welche Möglichkeiten Du hast Deine Arbeitszeit familienfreundlicher zu gestalten und Deinen Arbeitgeber dazu zu bringen mitzumachen.
Lösungen statt Probleme
Chef, ich brauche mehr Zeit für meine Familie
das ist ein Problem und Probleme haben Chefs schon genug. Wenn Du Deinem Chef auf diese Art kommst, wirst Du wenig Erfolg haben.
Warum?
Weil Du Dein Problem zu seinem machst und jetzt von ihm erwartest, das er es löst.
Doch wie soll er das in Deinem Sinne machen? Es ist ja nicht sein Problem. Er weiß nicht was Du erreichen möchtest.
Wenn Du mit Deinem Chef über eine Lösung verhandeln möchtest, mit der Du mehr Zeit für Deine Familie hast, konfrontiere ihn mit einer kreativen und gut durchdachten Lösung, anstatt mit einem weiteren Problem.
Kenne Deine Optionen und überlege Dir, was Du willst
Bevor Du Deine kreative Lösung präsentieren kannst, musst Du Dir natürlich erst einmal klar machen, was Du erreichen möchtest. Zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf gibt es grundsätzlich 2 Möglichkeiten:
- Arbeitszeit reduzieren (Teilzeit)
- Arbeitszeit flexibilisieren
Eine Teilzeitstelle muss keine „halbe“ Stelle sein
Wenn Du an Teilzeit denkst, hast Du vielleicht die ganzen Halbtagsjobs im Kopf, bei denen Du nachmittags wieder zu Hause bist. Das ist eine Art von Teilzeit.
Bei der Ausgestaltung von Teilzeitmodellen gibt es ganz viele verschiedene Möglichkeiten:
- weniger Stunden arbeiten – Du könntest 7 anstatt von 8 Stunden/Tag arbeiten
- weniger Tage arbeiten – Du könntest 4 anstatt von 5 Tagen pro Woche arbeiten
- in Wechselschichten arbeiten – 2 Wochen arbeiten, 2 Wochen frei

Wenn Du weniger arbeitest, verdienst Du meistens auch weniger. Davon solltest Du Dich nicht sofort abschrecken lassen, sondern Dein Wunschszenario in Deiner aktuellen Situation (Ehestand, etc.) durchrechnen.
Wenn Du beispielsweise nicht verheiratet bist, fällt der Effekt deutlich geringer aus, da sich Deine Bemessungsgrenze verändert. Wenn Du dann weniger arbeitest, macht sich das bei Dir netto vielleicht gar nicht so drastisch bemerkbar.
Durch ein geringeres Gehalt zahlst Du weniger in die Rentenkasse in, was sich später auf Deine Rente auswirkt. Beim Thema Urlaubsanspruch gibt es ebenfalls etwas zu bedenken. Reduzierst Du lediglich Deine Stundenzahl, kommst aber an genauso vielen Tagen zur Arbeit wie zuvor, verändert sich Dein Urlaubsanspruch nicht. Reduzierst Du die Anzahl der Tage, reduziert sich auch Dein Urlaubsanspruch.
Gleitzeit und andere flexible Lösungen
Auf dem Weg zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist die Teilzeit nur eine Möglichkeit. Um mehr Zeit für die Familie zu haben musst Du nicht gleich Deine Arbeitszeit und damit eventuell Euer Einkommen reduzieren. Häufig ist Dir mit einem kleinen Plus an Flexibilität ähnlich gut geholfen.
Zauberwort: Gleizeit
Morgens eine halbe Stunde später anfangen, damit Du die Kinder in den Kindergarten bringen kannst und dafür abends eine halbe Stunde dranhängen oder die Mittagspause verkürzen.
Eine weiter Variante ist, wenn Du an 4 Tagen pro Woche 9 statt 8 Stunden arbeitest, dafür am Freitag schon nach der Mittagspause nach Hause fahren kannst.
Meine Lieblingsvariante um Deine Arbeitszeit flexibel einzuteilen ist das Home Office. Du bist zu Hause, kannst anfangen wann Du möchtest und hängst abends ein bisschen was hinten dran, wenn Du tagsüber etwas nicht geschafft hast. Wichtig ist, dass die Arbeit erledigt wird – wann, das ist Deine Entscheidung.
Lesetipp: Arbeiten von zu Hause – der Weg in Dein Home Office
Elternzeit+
Auch die Elternzeit bietet viele verschiedene Möglichkeiten, unter anderem eine, die einer Teilzeitstelle nahe kommt. Du kannst im Rahmen der Elternzeit arbeiten – mindestens 15 maximal 30 Stunden pro Woche. Von dieser Option kannst Du in den ersten 3 Jahren nach der Geburt Gebrauch machen.
Egal für welche Lösung oder welche Kombination Du Dich entscheidest, ich rate Dir auf jeden Fall diese Änderung zeitlich zu begrenzen und dies schriftlich zu vereinbaren. Rein rechtlich ist Dein Arbeitgeber nicht dazu verpflichtet, Dich aus der Teilzeit wieder in eine Vollzeitstelle aufzunehmen. Ich rate Dir, Dich In diese Richtung abzusichern.
Vergiss die Kollegen nicht
Du bist immer noch dabei Dir Deine Lösung zurecht zu legen um sie dann Deinem Chef zu präsentieren. Wichtig ist, dass Du Deine Kollegen und eventuell Mitarbeiter nicht vergisst. Wenn Du weniger arbeitest, muss Deine Arbeit von irgendwem mitgemacht werden.
Hole Deine Kollegen daher frühzeitig mit ins Boot. Erkläre Ihnen was Du planst und bitte sie um konstruktive Mithilfe bei der Erarbeitung einer – für alle – annehmbaren Lösung. Mit einer „Nach-Mir-Die-Sinnflut“-Einstellung, bei der Deine Kollegen Überstunden machen müssen, während Du zu Hause mit den Kindern spielst, kommt auf Dauer nicht gut an.
Bereite Dich gut auf Dein Gespräch vor
Nach reiflicher Überlegung und Abwägung, hast Du Dich für Deine Lieblingsvariante entschieden und bist bereit für das Gespräch mit Deinem Chef.
Dieses Gespräch ist wichtig und um erfolgreich zu sein, muss Du Dich gut vorbereiten. Bei dieser Vorbereitung, empfehle ich Dir folgendes zu überlegen:
- versetze Dich in die Lage Deines Chefs – wie würdest Du an seiner Stelle reagieren?
- überlege welche Einwände er haben könnte und überlege Dir Argument um diese Einwände zu entkräften
- setze Dir ein Maximalziel, was wäre das Optimum, dass Du erreichen möchtest
- setzte Dir ein Minimalziel, was ist das Mindeste, das Du erreich möchtest
- bereite Argumente für Dein Anliegen vor, von denen Du glaubst, dass sie bei Deinem Chef funktionieren
- argumentiere mit Deiner guten Leistung, so als würdest Du um eine Gehaltserhöhung verhandeln
Ein solches Gespräch kann stressig werden. Du möchtest etwas erreichen, dass Dir wichtig ist. Dadurch setzt Du Dich selbst unter Druck. Je nachdem wie Dein Chef reagiert kann das Gespräch angenehm oder unangenehm verlaufen. Wichtig ist, verliere Dein Ziel nicht aus den Augen. Du hast Deine Lösung, Dein Maximalziel das Du anpeilst und Dein Minimalziel unter dem Du nicht aus seinem Büro gehst. Du hast Deine sauber aufbereiteten Argumente. Lass Dich nicht aus der Reserve locken, bleib auf jeden Fall sachlich und fokussiert.
Der „richtige“ Moment
Das Timing für ein Gespräch mit Deinem Chef ist wichtig. Genau wie bei Gehaltserhöhungen, ist es einfacher Deinen Vorschlag durchzusetzen, wenn die Geschäftslage gerade gut ist. Versuche Dein Gespräch möglichst in einer etwas ruhigeren Phase zu führen damit Dein Vorgesetzter nicht zu gestresst ist und sich Zeit nehmen kann, Deine Argumente aufzunehmen und zu verarbeiten.
Bei aller Taktik, darfst Du einige wichtige Fristen nicht verpassen. Wenn Du eine Teilzeitlösung anstrebst, musst Du Deinen Chef davon 3 Monate vorher informieren, um ihm ausreichend Zeit zu geben, die betrieblichen Abläufe auf die neue Situation einstellen zu können.
Das sind sie also, die Möglichkeiten, die Du hast Deine Arbeitszeit familienfreundlicher zu gestalten und Deinen Arbeitgeber dazu zu bringen mitzumachen.
- Biete Deinem Chef Lösungen, keine Probleme
- Kenne Deine Optionen und wähle eine für Dich optimale aus
- Beziehe die Kollegen mit ein
- Bereite das Gespräch mit Deinem Chef gut vor
- Achte auf das richtige Timing
Und jetzt?
Warte nicht darauf, dass Dein Arbeitgeber auf Dich zugeht sondern nimm Dein Leben selbst in die Hand und setzte Dich für Deine Ziele ein.
Ich bin auf Deine Meinung zu diesem Thema gespannt und freue mich über Deinen Kommentar.
[…] Wie sag ich meinem Chef, dass ich familienfreundlicher Arbeiten möchte? Wie wirkt sich das auf mein Gehalt aus? Diese und viele weitere spannende Aspekte beleuchtet Papa-online.de in seinem Beitrag: “So erreichst Du eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, ohne dass Dein Chef Dich ha… […]
[…] sich Andreas in seinem Blog. Ganz praktische Tipps finden sich zum Beispiel im Blogbeitrag “So erreichst Du eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, ohne dass Dein Chef Dich ha… Das ist wichtig, denn Papas die nach der Geburt des Kindes mehr Zeit mit der eigenen Familie […]
Klingt wie ein klares Plädoyer für mehr Frauen in Führungspositionen!
Vielen Dank für Deinen Erfahrungsbericht.
Ich hatte das Glück, das, als ich aus der Elternzeit gekommen bin, gerade eine Stelle frei wurde, die man mit mir besetzen wollte, daher konnte ich mir ein paar Freiheiten herausnehmen und die Arbeitszeit auf die Bedürfnisse der Familie abstimmen.
Als mein Mann dann arbeitslos wurde und beschlossen hat, zu studieren, wurde ich mit einer 30-Stunden-Stelle auf einmal Alleinversorger einer vierköpfigen Familie. Das musste ich im Kopf erstmal verarbeiten.
Nun studiert er also über zwei Jahre und musste ein Praxissemester absoliveren. Das hat er in einer Einrichtung absolviert, in der überwiegend Frauen arbeiten und die erste Frage der Chefin war sinngemäß: Wie möchten Sie arbeiten, sagen Sie mir, wie Sie die Arbeitszeit mit Ihrer Familie vereinbaren können.
Ein Traum, schätze ich, denn mit so einer Frage hätten wir nie gerechnet, für die Chefin war es selbstverständlich, weil die meisten Kolleginnen Kinder haben und es deswegen normal ist, dass man sich abspricht und arrangiert.
Danke für Deine Erfahrungen, Matthias.
Es gibt immer noch zu viele Chefs, die richtige Säcke sein können und Du scheinst ja einen davon abbekommen zu haben.
Ich finde es ist eine Sache einer Arbeitszeitreglung ablehnend gegenüber zu stehen. Aber Dich als Vater jetzt zu verspotten, weil Du mehr Zeit mit Deiner Familie verbringen möchtest, finde ich ein ganz schönes Armutszeugnis Deines Chefs.
Hi,
ich hatte/habe diesbezüglich wenig Glück. Meine Arbeitgeber habe leider sehr zu verstehen gegeben, dass wenn „Männer jetzt auch noch mit dem Thema anfangen“ dann würde er nur noch Frauen beschäftigen, da wisse man das ja im Vorfeld (Zitat meines Chefs und RA).
Ich hatte mich, wie du auch schreibst, gut vorbereitet. Verschiedene Lösungen erarbeitet. Seit seinem Nein, bekomm ich ständig Kommentare in die Richtung meiner Hormone. Der Witz leider bleibt mir dabei unerschlossen.
Ich hoffe, andere haben angenehmere Chefs.
LG
Mathias
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