Die meisten Kinder verbringen weniger Zeit draussen an der frischen Luft als der gemeine Häftling im Knast.
Erschreckend, oder? Ein Knacki hinter Gittern ist täglich 2 Stunden lang draussen und bewegt sich an der frischen Luft. Unsere Kinder hingegen kommen auf ca. 30 Minuten bis 1 Stunde (hier ist eine Studie dazu). Gerade Dein Kind braucht viel Bewegung und das am besten draußen an der frischen Luft. Wenn das zu kurz kommt hast Du ein unzufriedenes und auf Dauer ungesundes Kind.
Was ist da schief gelaufen und vor allem, wie kannst Du gegensteuern?
Als wir unseren Bezug zur Natur verloren haben
In den letzten 10 Jahren hat die Digitalisierung in unserer Welt immer stärker zugenommen. Als Konsequenz sitzen wir alle immer mehr vor Bildschirmen herum. Ich kann mich da leider nicht von ausnehmen. Von morgens bis abends habe ich irgend einen LCD Bildschirm vor der Nase. Sei es zum Spaß oder um Geld damit zu verdienen.
Wir sind ein Vorbild für unsere Kinder – leider auch bei diesem Thema. Deshalb ist es kein Wunder, dass auch unsere Kids ständig vor dem iPad oder am Handy hängen. TV findet in der neuen Kindergeneration ja nur noch dann statt, wenn die altmodischen Eltern einen Filmabend machen wollen. Wobei ich jetzt Medienkonsument nicht verteufeln möchte. Es gehört zum modernen Leben dazu und hat ja auch ab und zu ganz praktische Vorteile für Dich als Papa. Aber der Trend geht dahin, dass sich das halten eines iPads zur einzigen physischen Betätigung der Kids entwickelt und das ist sicher nicht gut.
Termine, Termine, Termine…
Neben all den flimmernden Ablenkungen gibt es aber auch noch handfeste, zeitliche Faktoren, die Dich daran hindern mit den Kindern draußen etwas zu unternehmen. Du bist ja so beschäftigt und ich meine das gar nicht so ironisch, wie das vielleicht klingt.
Es ist tatsächlich so, dass Du unglaublich viel arbeitest. Statistisch gesehen sogar noch mehr als Deine kinderlosen Kollegen oder Freunde. Und das ist absolut normal, denn zu Hause bist Du jetzt nicht mehr nur für Dich verantwortlich sondern hast eine ganze Familie zu versorgen.
Jetzt könntest Du ja denken, dass die Terminlast nur Dich als Papa davon abhält, mit Deinen Kids draussen etwas zu unternehmen. Weit gefehlt. Denn der Terminstress hat leider auch schon auf unsere Kinder abgefärbt. Scheinbar sind wir es schon so gewohnt uns komplett zu verplanen, dass wir das gleiche auch mit unseren Kindern tun. Wenn schon 3-jährige einen Wochenplan brauchen, wundert es mich gar nicht, wenn sie kaum Zeit haben mal nach draussen zu gehen und dort in Ruhe zu spielen. Dabei wäre es das, was sie am allermeisten brauchen…
Wie finden wir wieder zur Natur?
Wem kannst Du einem Vorwurf machen? Dir als Vater? Euch als Eltern? Wohl kaum, denn Du willst ja nur das Beste für Dein Kind.
Ich denke es ist nur menschlich, dass Du vor lauter Streben nach dem Optimum für Dein Kind, den Blick fürs Wesentliche etwas verlierst. Da kann der Blick auf die eigene Kindheit mal ein ganz guter Realitätscheck sein.
Woran erinnerst Du Dich noch besonders gut? Sind es die nachschulischen Nachmittage in der Musikschule, die gemeinsamen Lerngruppen zur Vorbereitung auf eine Klassenarbeit oder sind es doch eher die Kinderspiele und Abenteuer, die Du mit Deinen Freunden draußen erlebt hast?
Erinnere Dich an Deine Kindheit
Also bei mir eher letzteres, beispielsweise wenn ich mit meinen Freunden die nahegelegenen Autobahnbaustellen aufgesucht habe und wir dort die auftürmten Sandberge heruntergerollt sind. Oder die Räuberspiele im Wald, bei denen wir uns höchst verantwortungslos mit Steinschleudern und Eicheln gegenseitig abgeschossen haben (schon verblüffend, das wir alle unsere eigenen Kindheit überhaupt überlebt haben…).
Vieles von dem, was für Dich und mich früher absolut üblich war, ist für uns heute als Eltern absolut undenkbar. Würdest Du Dein Kind stundenlang alleine durch die Nachbarschaft ziehen lassen? Wohl kaum. Viel zu groß die Angst, dass es von den bösen Männern da draussen entführt wird.
Die Ängste und Sorgen, die Du und ich heute haben, sind völlig irrational. Wir sind als Eltern einfach schlecht darin, Gefahren sauber einschätzen zu können.
Warum wichtig ist, dass Kinder draußen spielen
An einem Sonntagnachmittag, wenn es das Wetter oder die Lust der Familie nicht zugelassen hat rauszugehen, merke ich sofort was fehlt. Die Kinder überdrehen total und schnell ist der liebe Familienfriede dahin.
Bewegung draussen an frischer Luft ist einfach die beste Art sich auszupowern und die Körper der Kinder schreien nach Bewegung und Energieabgabe. Draussen schränkt sie fast nichts und niemand ein. Keiner sagt, dass auf dem Sofa nicht gehüpft wird und sonstige Spielverderbereien. Sie verbrennen ordentlich Energie und werden so vor Fettleibigkeit, Übergewicht & Co. bewahrt.
Neben der körperlichen Bewegung, stimuliert es viel mehr Sinne draussen zu sein. Sie fühlen den Wind, den Regen und die Temperatur, riechen und schmecken was gerade in der Luft liegt.
Weitere Vorteile im Überblick:
Bewegung an der frischen Luft…
- stärkt das Immunsystem
- macht resistent gegen Stress
- fördert die Vorstellungskraft durch die abwechslungsreicheren Spielmöglichkeiten
- macht selbstsicherer, weil Dein Kind Risiken besser abschätzen kann
- verbessert die kognitiven Fähigkeiten
- macht kreativer
- senkt die Aggressivität
- macht ausgeglichener und deshalb im Unterricht weniger abgelenkt (ADHS lässt grüßen)
Wie bekomme ich meine Kinder nach draußen?
Zeit mit Deinen Kindern draußen an der frischen Luft zu verbringen ist eigentlich gar nicht so einfach. Viel schwieriger ist es tatsächlich, sie nach draussen zu bekommen. Besonders wenn im Hause so verlockende Spielmöglichkeiten wie iPad, PlayStation und Co. stehen.
Hier hilft nur die richtige Motivation und die bekommst Du auf zwei Arten hin.
1. Mit Vorbild voran gehen
Wenn beispielsweise Du und Deine Frau es zur Gewohnheit regelmäßig spazieren zu gehen, stellt sich gar nicht mehr die Frage nach dem „ob“ sondern nur noch nach dem „wann“.
Es wird schwierig Dein Kind zu etwas zu bewegen (Wortspiel ist unbeabsichtigt), was Ihr als Eltern ebenso wenig macht oder mögt.
2. Interessante Kinderspiele für draußen
Jetzt steht Ihr vor der Tür, und nun? Einfach nur raus gehen bringt es nicht. Da muss schon etwas mehr passieren. Plan doch mal einen tollen Wanderausflug. Ich habe im Spätsommer einen tollen Wanderausflug mit den Kids in den Dörenther Klippen gemacht. Das war ein richtiges Abendteuer und keiner hat gemault, dass er nach Hause möchte.
Wenn Ihr etwas mehr Zeit habt, kann der Ausflug auch mal länger sein. Beispielsweise mit einer Zelttour übers Wochenende.
Der Dauerbrenner bei uns ist eine Fahrradtour. Wenn wir mal nicht wissen, was wir machen sollen aber nach draussen wollen oder müssen, schnappen wir uns die Fietzen (sagt man bei uns in Münster so…) und radeln eine große Runde. Die Kinder schaffen schon gute 10 km und sind danach erholsam friedlich.
Wenn Du noch mehr Inspirationen für Eure „Outdoor“-Aktivitäten haben oder wissen möchtest, was Du mit Deinem kleineren Kind so schönes draussen anstellen kannst, habe ich Dir weitere Tipps in ein Bonus PDF gepackt, dass Du hier herunterladen kannst.
Und jetzt?
Die Zeiten ändern sich aber lass beide noch nicht von diesem Schlag Eltern sein, die immer sagen „früher war alles besser“.
Klar haben wir früher anders gespielt und waren mehr draussen und das war bestimmt auch gut für uns. Aber anstatt zu meckern und nostalgisch zu sein, lass uns doch lieber was machen. Sei vorbildlich in dem Du Deinen Kindern vorlebst, wie toll ein aktives Leben draussen ist. Animiere sie zu tollen Unternehmungen an der frischen Luft.
Machst Du mit bei einer „Outdoor“ Challenge? Plane und mache jedes Wochenende eine Outdooraktivität mit den Kids – egal welches Wetter. Mach das für einen Monat und poste Deine Ergebnisse hier als Kommentar oder auf Facebook & Twitter mit dem Hashtag #OutdoorPapa.