Wir alle machen Fehler in der Erziehung – damit müssen wir uns abfinden. Niemand ist perfekt. Es gibt zwei Sorten von Erziehungsfehler. Die einen tun niemandem weh. Die anderen vergisst Dir Dein Kind nie. Und um die geht es in diesem Artikel. Wir schauen uns an, was diese Fehler auslösen können. Was solche Fehler sind und wie Du verhinderst diese Arten von Fehlern zu begehen.
Das Urvertrauen von Kindern ist nicht resistent gegen unsere Erziehungsfehler
Die Beziehung zwischen Dir als Vater und Deinem Kind ist von Natur aus sehr eng. Urvertrauen, nennt sich das. Bedeutet, dass Dein Kind Dir von Tag 1 an bedingungslos vertraut. Und das, obwohl es Dich nicht kennen oder einschätzen kann. Für Lebewesen, die noch nicht „ganz fertig“ geboren werden, ist das überlebenswichtig.
Dieses Urvertrauen ist auch in der heutigen, zivilisierten Welt noch wichtig. Das siehst Du an Kindern, die ohne Eltern aufwuchsen. Sie konnten nie ein Urvertrauen aufbauen und haben mit den psychischen Konsequenzen, den Rest ihres Lebens umzugehen.
So stark das Urvertrauen, das Band zwischen Vater und Kind ist – es ist nicht kugelsicher. Und leider kannst Du selber Fehler begehen, die dieses Band zerstören und das Vertrauen Deines Kindes nachhaltig verletzen.
Erziehungsfehler machst Du schneller, als Du denkst
Wenn Du an solche Fehler denkst, malst Du Dir vielleicht dramatische Dinge aus, wie sexueller Missbrauch oder ähnliche abstruse Dinge.
Es gibt aber eine Reihe von Erziehungsfehler, die Du begehen kannst, ohne es wirklich zu bemerken. Es gibt Dinge, die mögen für Dich wie Kleinigkeiten aussehen und bei Deinem Kind traumatische Erlebnisse auslösen.
Die Konsequenz kann ein dauerhaft gestörtes Verhältnis zu Deinem Kind bedeuten. Im schlimmsten Fall löst Dein Verhalten eine dauerhafte, psychische Störung aus.
Linktipp: Bei psychischen Störungen von Kindern geht es nie um Schuldfrage
Die 8 schlimmsten Erziehungsfehler, die Dir Dein Kind nicht verzeiht
Welche Erziehungsfehler das Potenzial haben, Dein Kind derart zu treffen? Ich habe eine Liste mit 8 der schlimmsten Fehler zusammengestellt. So kannst Du sie bewusst umschiffen.
Dem Kind Deinen Willen aufzwingen
Das Gegenteil von gut gemacht ist gut gemeint. Und das trifft hier besonders zu. Denn vielleicht meinst Du es gar nicht böse und merkst nicht, dass Du Deinem Kind gerade Deinen eigenen Willen aufzwingst. Etwa, wenn Du ihm Deine Religion aufdrängst.
Für Dein Kind ist dieses Verhalten problematisch und kann Auswirkungen auf den Rest seines Lebens haben.
Zu viel Freiheit
Der Laissez-faire Erziehungsstil ist eine Mischung aus “Scheißegal Haltung” und Freiheit. Kindern schadet diese Art von Freiheit mehr als sie ihnen nutzt. Sie können mit diesem Mangel an Struktur nicht umgehen. Sie brauchen Regeln und Normen, an denen Sie wachsen und sich später reiben können.
Linktipp: Basiswissen Kindererziehung [Pflichtlektüre für Papa & Mama]
Schwiegen und Nichtbeachtung als Strafe
Ich finde, das Thema könnten wir sogar noch auf Bestrafung im Allgemeinen erweitern.
Kommunikation und Beachtung als Strafe einzusetzen ist besonders brutal. Das Kind weiß, dass es etwas falsch gemacht hat und sucht nach einem Konflikt Nähe und Kontakt. Wird dieser verwehrt, kann das tiefe Wunden hinterlassen.
Linktipp: Die Konsequenzen bei Kindern durchzuziehen ist echt schwer
Kinder zu sehr schützen wollen
Damit meine ich nicht die Helikopter-Eltern, da draußen. Vielmehr machen viele den Fehler, die Realität vor den Kindern zu verschleiern. Eltern vermeiden Streit vor den Kindern. Wenn es Eheprobleme gibt, ergibt es keinen Sinn, diese dem Kind verheimlichen zu wollen.
Kinder sind super sensibel und merken ohnehin, dass etwas faul ist. Versuchst Du den Streit und die Probleme zu verheimlichen, denkt Dein Kind, dass es Schuld ist.
Ängste und Sorgen von Kindern nicht ernst nehmen
Für diesen Fehler sind besonders wir Väter empfänglich. Wir nehmen viel schneller eine “stell Dich nicht so an” Haltung an. Womöglich ziehst Du Dein Kind auf oder bringst es bewusst in Situationen, vor denen es sich fürchtet? Das kann traumatische Erinnerungen produzieren. Du nimmst Dein Kind und seine Gefühle nicht ernst. Bringst ihn gar in die Situationen, vor denen es sich fürchtet.
Das Eigentum Deines Kindes nicht ernst nehmen
Der Berg an Spielsachen wächst im Laufe eines Kinderlebens aufs schier unermessliche an. Da neigst Du schnell dazu Dinge zu verkaufen oder wegzuwerfen. Tust Du das ohne die Absprache mit Deinem Kind ist Ärger vorprogrammiert. Kinder bauen eine irrationale, emotionale Bindung zu Dingen auf. Erwischst Du im Aufräumwahn aus Versehen das Lieblingsteil, kann das tiefe, emotionale Schrammen erzeugen.
Deinem Kind den Mund verbieten
Der Spruch: “Wenn der Kuchen redet, haben die Krümel Sendepause” kommt Dir bekannt vor? Sicherlich ist es wichtig, dass Dein Kind wichtige Höflichkeitsregeln lernt. Man unterbricht ein Gespräch nicht, denn anderen Menschen nicht ausreden zu lassen ist unhöflich.
Jedoch Dein Kind, sein Mitteilungsbedürfnis und seine Meinung zu unterdrücken ist ein großer Fehler.
Linktipp: Knigge für Kinder – welche Umgangsformen sind heute noch zeitgemäß?
Du missachtest die Privatsphäre Deines Kindes.
Unangeklopft ins Kinderzimmer stürmen. Als “erzieherische” Maßnahme alle Spielsachen in die Mitte des Zimmers zu werfen, wenn Dein Kind sein Zimmer nicht aufgeräumt hat. All das sind schwere Verletzungen der Privatsphäre. Jeder braucht einen Rückzugsort. Und das nicht erst in der Pubertät. Wenn Dein Kind diesen Raum nicht hat und versteht, dass es dort ungestört sein kann, fehlt ein wichtiger Teil.
Wie vermeiden wir solche Erziehungsfehler
Das waren 8 schwere Fehler, die Du begehen kannst. Und sicherlich ließe sich diese Liste beliebig fortführen. Was dabei vielleicht klar wurde: Es sind keine undenkbaren Dinge. Jedem können solche Fehler unterlaufen.
Wenn wir darüber nachdenken, wie wir diese und gleichartige Erziehungsfehler vermeiden können, fällt eine Sache auf. All die Fehler in dieser Liste haben eines gemeinsam:
Sie alle haben mit mangelndem Respekt und Wertschätzung zu tun.
Einige werden denken: sind doch nur Kinder.
Im Umgang mit Kindern gelten die gleichen Regeln und Prinzipien wie in jeder Beziehung. Und die Basis einer jeden guten Beziehung sind Respekt und Wertschätzung.
Unsere Kinder nehmen es uns – zu Recht – übel, wenn besonders wir es nicht schaffen ihnen diesen entgegenzubringen.
Und jetzt?
Ich hoffe, ich konnte Dein Bewusstsein dafür schärfen, wie leicht wir grobe Erziehungsfehler begehen können. Diese Fehler haben nicht nur einen schädlichen Effekt auf unsere Beziehung. Sie können auch nachhaltig das Leben unserer Kinder negativ beeinflussen.
Überlege daher erst, ob das was Du tust von Respekt und Wertschätzung geprägt ist. Das ist im Alltag nicht leicht. Je häufiger Du Dich hinterfragst und das mit Dir abcheckst, desto seltener läufst Du Gefahr diesen Fehler zu begehen.